Wer den Oman bereist, sollte mindestens einem Wadi einen Besuch abstatten – besser noch: fünf davon. Denn jedes erzählt seine eigene Geschichte. In diesem Beitrag nehme ich dich mit zu meinen persönlichen Wadi-Highlights: vom Grand Canyon des Oman über palmenumsäumte Pools bis hin zu abgelegenen Wasserfällen. Entdeckt auf meiner Rundreise durch den Oman im Winter 2024/25.
Was ist ein Wadi?
Ein Wadi ist ein Tal oder ausgetrocknetes Flussbett, das meist nur nach starken Regenfällen oder in der kühleren Jahreszeit Wasser führt. In Regionen wie dem Sultanat Oman, aber auch in Nordafrika, Saudi-Arabien oder Australien, prägen Wadis das Landschaftsbild. Viele Wadis im Oman sind heute dauerhaft oder saisonal mit Wasser gefüllt – sie gelten als grüne Lebensadern in einem sonst trockenen Land. Rund 60 größere Wadis ziehen sich durch das Sultanat. Einige davon sind gut erschlossen und eignen sich ideal zum Wandern, Schwimmen, Picknicken oder einfach zum Genießen der Natur.
Meine Top 5-Wadis im Oman Wadi Shab – eine Wanderung zwischen Felsen, Palmen und Höhlen Wadi Al-Saq – Falaj-Kanäle, Dattelpalmen und echtes Landleben Wadi Nakhar & Wadi Ghul – spektakuläre Aussichten im Grand Canyon des Oman Gut zu wissen – praktische TippsInhaltsverzeichnis
Meine Top 5-Wadis im Oman
Egal ob du auf der Suche nach Abenteuer, Erholung oder authentischer Kultur bist – in einem der fünf Wadis wirst du bestimmt fündig.
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Wadi Bani Khalid im östlichen Hadjar-Gebirge
Das Wasser ist angenehm warm, die natürlichen Pools sind leicht zugänglich und gut erschlossen – ein touristisches Highlight!
Eigentlich hatte ich dieses Wadi schon abgehakt – zu touristisch, dachte ich. Doch dann nahmen mich Nikita und ihr Mann spontan von der Wahiba Sands mit – und nun stand ich mittendrin in dieser Bilderbuch-Kulisse!
Die türkisgrünen Wasserbecken liegen malerisch eingebettet in einem breiten Tal. Üppig grüne Dattelpalmen säumen die Ufer und bilden einen eindrucksvollen Kontrast zu den kargen Felsen und steinigen Hängen.
Das Wasser? Mit 28 Grad angenehm warm – fast schon zu warm für meinen Geschmack. Im großen Becken tummeln sich kleine Süßwasserfische, die neugierig an meinen Füßen knabbern. Das kitzelt und sieht etwas spooky aus, aber gehört zum Erlebnis dazu! Rund um die Pools gibt es zahlreiche Picknickplätze, die besonders an Wochenenden auch von den Einheimischen gut besucht werden.
Je weiter du dich vom Hauptbereich entfernst, desto ruhiger wird es. Folgst du dem Verlauf des Wadis, gelangst du zu immer abgelegeneren Pools – und am Ende wartet eine kleine Höhle auf Entdecker.
Mein Eindruck: Touristischer Hotspot – ja. Aber landschaftlich wunderschön: die Einheimischen picknicken, die Touristen vergnügen sich im Wasser. Bitte beachte die Hinweisschilder auf korrekte Badebeleidung.
Einrichtungen: Parkplatz, Picknickplätze, Restaurant, Toiletten und Umkleidekabinen.
Hinkommen: Wadi Bani Khalid liegt im östlichen Hadjar Gebirge im Sultanat Oman. Es befindet sich etwa 200 Kilometer südöstlich von Muscat. Über die N23 über Ibra bis Bis Bidiyya, Romail. Eine geteerte Straße führt ab Abzweigung „Romail“ rund 30 km bis zum Ort Mugal. Dort kann man das Auto kostenfrei parken. Es folgt noch ein kurzer Fußweg.
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Wadi Shab
Eindrucksvolle Schlucht mit steilen Felswänden und smaragdgrünen Wasserbecken
Der Eingang zum Wadi liegt unterhalb der modernen Autobahnbrücke der N17. Von dort setzt man mit kleinen Booten über einen schmalen See (Kosten: 1 OMR Hin- und Zurück) – dahinter beginnt die Wanderung durch grüne Palmengärten. Ein Zyklon hatte im Jahr 2007 große Zerstörungen angerichtet, doch die Natur kämpft sich zurück und die Bauern legen ihre Felder neu an.
Die Route führt über Geröll, Steinplatten und riesige Felsbrocken – die Natur hat hier ganze Arbeit geleistet. Immer wieder fragst du dich: Wo genau geht’s weiter? Doch die aufgemalten Wegmarkierungen helfen, und später folgt man einem schmalen Falaj-Bewässerungskanal tiefer in die Schlucht hinein.
Nach etwa einer Stunde erreichst du die ersten Wasserbecken – glasklar und in intensiven Smaragd- und Türkistönen schimmernd. Ab hier heißt es: Wanderschuhe aus, Badesachen an – und los! Schwimmend gelangst du immer tiefer ins Wadi hinein. Der spektakulärste Moment kommt zum Schluss: eine Höhle, die man durch eine schmale Felsspalte erreicht. Drinnen: ein Wasserfall und fast mystische Lichtverhältnisse.
Mein Eindruck: Der Weg bis hinauf zu den Pools zieht sich, aber er lohnt sich absolut! Ortsansässige bieten Führungen an, doch für den allgemein zugänglichen Teil ist aus meiner Sicht kein Guide nötig.
Einrichtungen: Gleich am Eingang unterhalb der Autobahnbrücke befinden sich ein Parkplatz, öffentliche Toiletten und ein Café. Das Übersetzen mit dem Boot kostet 1 OMR für die Hin- und Rückfahrt. Wasserdichte Packtaschen & Schwimmschuhe kannst du am Parkplatz kaufen.
Hinkommen: Das Wadi Shab liegt an der Ostküste des Oman, etwa 140 km südöstlich von Muscat. Mit dem öffentlichen Bus Muskat – Sur, Haltestelle XY an der N17.
Ich habe in der Wadi Shab Beach Villa übernachtet und bin zu Fuß zum Eingang gelaufen.
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Wadi Tiwi/Mibam
Meine Wasserabenteuer im Lieblings-Wadi
Schon die Anfahrt zum Dorf Mibam ist ein Abenteuer! Mein Guide Mohammed holt mich im Hotel Nomad Inn ab und lenkt das Allrad-Fahrzeug gekonnt über die engen Straßen hinauf in die Berge. Wir passieren zwei Ortschaften bis wir zum letzten Dorf „Mibam“ gelangen.
Am Ortseingang parkt er das Fahrzeug. Unzählige Treppen führen hinab in die Schlucht, wir klettern über Felsen, und lassen uns an Seilen hinunter bis zum Wasserfall. Mit einem beherzten Sprung lande ich schließlich im kristallklaren Wasser!
Bei angenehmen 24 Grad schwimme, rutsche und wandere ich durch die Schlucht. Mohammed ist das Wasser zu kalt, er kraxelt am Hang entlang, während ich mich von einem Wasserpool zum anderen durch die Schlucht arbeite. Ich genieße die Ruhe – allein in dieser Naturkulisse fühlt es sich an wie ein kleines Paradies. Der Rückweg? Wieder ein kleines Abenteuer! Zum Glück ist Mohamed genau im richtigen Moment zur Stelle. Bei der Passage mit dem Seil hilft er mir hinauf. Zurück im Dorf begrüßt mich Mohammeds Vater mit mit Kaffee und Datteln und ich erlebe echte omanische Gastfreundschaft.
Mein Eindruck: Ein Ort, den man erlebt haben muss! Noch sehr authentisch und für mich ein echtes Abenteuer.
Einrichtungen: ein paar Parkplätze am Ortseingang, echte Gastfreundschaft mit Kaffee und datteln, junge Männer bieten sich als Guide an
Hinkommen: Der Eingang zum Wadi Tiwi befindet sich ebenfalls an der N17, etwa fünf Kilometer südlich des Wadi Shab. Von dort sind es nochmals zehn Kilometer bis zum Dorf Mibam. Die Straße ist sehr eng und hat Schlaglöcher, an einigen Abschnitten geht es steil bergauf. Wir passieren zwei Ortschaften bis wir beim letzten Dorf „Mibam“ ankommen. Am Ortseingang gibt es Parkplätze.
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Wadi Al-Saq – echtes Landleben
Ein grünes Paradies im Hajar-Gebirge – Falaj-Kanäle lassen Obst und Gemüse gedeihen.
In Misfat Al Abriyeen, auf 900 Metern Höhe, erstrecken sich über dem Wadi Al-Saq die Plantagen der Bauern. Dank der traditionellen Falaj-Kanäle gedeihen hier Obst und Gemüse inmitten einer atemberaubenden aber steinigen und kargen Berglandschaft. Die Parzellen liegen unter großen Dattelpalmen. Ahmed führt mich durch seine Plantage und berichtet mir, wie und was er hier anbaut.
Das Wasser kommt aus den Bergen, wird gesammelt und über ein einzigartges Kanalsystem zu den Feldern geleitet. Die Wasserzuteilung erfolgt streng nach Plan, dafür gibt es extra einen Wasserwärter. Ahmed erklärt mir, dass er alle neun Tage für sechs Stunden Wasser bekommt. Er ist sichtlich stolz auf seine über 120 verschiedenen Sorten von Dattelpalmen. Außerdem baut er drei Sorten Bananen, Mangos, vier Sorten Feigen, Papayas, Guaven, Kartoffeln, Weintrauben, Granatäpfel, Knoblauch und Auberginen an.
Die Arbeit ist mühsam und nicht immer läuft alles nach Plan – so sind um das Jahr 2000 die Zitronenbäume vollständig eingegangen. Er experimentiert jetzt mit neuen Pflanzen aus China und Ägypten. Wir folgen dem Wasserlauf bis zur Quelle, wo Ahmed mir die Grenzen seines Grundstücks zeigt. Die Plantage hat er von seinem Vaters geerbt und bewirtschaftet sie gemeinsam mit seinem Bruder. Außerdem betreiben sie ein Guesthouse und einen Souvenirshop. Und in den Wintermonaten führt er Touristen durchs Gebirge. Zum Abschluss pflückt er mir noch eine duftende Rosenblüte, aus denen das berühmte Rosenwasser hergestellt wird.
Mein Eindruck: Misfat al Abriyyin ist ein traditionelles omanisches Bergdorf, das für seine Lehmziegelhäuser bekannt ist. Ein Spaziergang durch die saftig grünen Plantagen lohnen sich absolut! Bei einer Führung wird dir erklärt, wie das Falaj-Kanal-System funktioniert.
Einrichtungen: Misfat al Abriyeen ist ein touristischer Ort mit einigen Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurants/Cafés, Parkplätze am Ortseingang, Souvenirladen mit Kunsthandwerk, Honig, Rosenwasser, Guides verfügbar
Hinkommen: Das pittoreske Bergdorf liegt oberhalb der Stadt Al Hamra, etwa 200 Kilometer von der Hauptstadt Maskat entfernt. Ich bin mit dem Taxi von Al Hamra nach Misfat al Aberyeen gefahren. Externer Link zu Google-Maps
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Wadi Nakhar & Wadi Ghul
Atemberaubender Blick in den Grand Canyon des Oman
Mein fünfter Tipp führt nicht – wie so viele andere Wadis – hinunter ins Tal, sondern hoch hinaus. Die beiden Schluchten Wadi Nakhar und Wadi Ghul formen gemeinsam das, was oft als der „Grand Canyon des Oman“ bezeichnet wird – und das zu Recht: Die Felswände fallen hier über 1.000 Meter steil ab. Der Ausblick von oben ist einfach atemberaubend. Vom Dorf Misfat Al Abriyeen bin ich mit xy und y aus Belgien dort hin gefahren. Die anfahrt dauerte x stunden und führte zum Teil durch xy. doch wir haben es auch ohne allrad geschafft.
Highlight: Der Balkonweg („Balcony Walk“)
Und dann folgte eines der eindrucksvollsten Erlebnisse: die Wanderung auf dem sogenannten Balcony Walk. Ein schmaler, teils ausgesetzter Wanderweg, der sich entlang der Felswände des Jebel Shams – dem höchsten Berg des Oman – zieht. Die Wanderung dauert ca. 4 Stunden hin und zurück und verlangt Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit.
Vom kleinen Dorf Al Khitaym aus startest du zu diesem Naturabenteuer. Der Weg führt dich vorbei an schroffen Felsen, mit spektakulären Tiefblicken in den Canyon. Nach Regenfällen kannst du an deinem Ziel – einer versteckten Felsspalte – sogar einen kleinen Wasserfall entdecken.
Mein Eindruck: Ein echtes Naturwunder! Die Hochgebirgslandschaft des Jebel Shams erinnert an Szenen aus Nordamerika – nur ohne Touristenmassen. Der Blick in den Canyon lässt einen still werden. Wer Höhe liebt und keine Angst vor Abgründen hat, wird diesen Weg nicht vergessen.
Einrichtungen: Café- und Getränkestation am Start des Balcony-Wegs, Parkplätze , Stand mit Souveniers, Guides für weitere Kletterabenteuer
Hinkommen: Mit dem Auto von Misfat al Aberyien. Externer Link zu Google-Maps
Fazit
Fünf Wadis, fünf ganz unterschiedliche Erlebnisse – und jedes davon auf seine Art unvergesslich. Wer den Oman wirklich erleben will, muss hinab in die Schluchten, hinauf auf die Felswege und hinein ins Wasser.
Tipps für deinen Wadi-Besuch im Oman
Wann ist die beste Reisezeit für Wadis im Oman?
Die beste Reisezeit für Wadis im Oman ist im Allgemeinen zwischen Oktober und April. In dieser Zeit sind die Temperaturen angenehm und nicht zu heiß, ideal für Outdoor-Aktivitäten wie Wandern und Schwimmen in den Wadis.
🎒Packliste für dein Wadi-Abenteuer
Wadis: Abenteuerspielplatz und Lebensader zugleich
Für uns Reisende sind Wadis ein echtes Naturerlebnis – ein Wasser-Abenteuerspielplatz zum Wandern, Klettern und Schwimmen. Doch für die Menschen im Oman bedeuten sie weit mehr: Wadis sind lebenswichtige Wasserquellen, die Pflanzen, Tiere und ganze Dörfer mit Wasser versorgen. Diese empfindlichen Ökosysteme verdienen unseren Respekt.
👉 Deshalb: Bitte hinterlasse keinen Müll, bleib auf den Wegen und schütze die Natur.