Meine Linie 5 -Sammelleidenschaft begann an meinem 50. Geburtstag. Eigentlich wollten wir nach Malaga fliegen, doch stattdessen besuchten wir meinen Vater in der Reha in Trier. Es waren traurige Tage, denn er hatte schwere Operationen hinter sich und es ging ihm sehr schlecht. Zur Ablenkung wollten wir ein bisschen Programm um die Krankenbesuche planen. Doch was macht man in Trier Anfang März? Die Römerführungen starten erst zu Ostern und die Einkaufsstraßen kannte ich schon zur Genüge. Übernachtet haben wir bei meiner Tante in der Saarstraße. Vom Balkon sah ich den Stadtbus mit der Liniennummer 5 vorbeifahren. Wo kam der Bus her, wohin fuhr er? Das herauszubekommen fand ich spannend. Und so war meine erste Fahrt mit der Linie 5 geboren.
Rosenmontagsumzug in Trier
Bevor wir in den Bus stiegen, schauten wir uns den Trierer Rosenmontagsumzug an. Der startet um 12.11 Uhr in Trier-Süd und führt dann über die Saarstraße, die Innenstadt an der Porta Nigra vorbei bis zum Verteilerkreis in Trier-Nord. Die Saarstraße ist ein guter Platz zum Anschauen, das Gedränge ist nicht so groß und die Gruppen sind noch ganz frisch und voller Elan. Jean-Luc war begeistert von den vielen Bonbons und Süßigkeiten, die in die Zuschauermenge geworfen wurden. So etwas kannte er aus dem sparsamen Schwabenländle nicht. Und ich war ganz hin und weg von den phantasievollen Kostümen: Schneeflocken, Pusteblumen und Peter Lustig zogen an mir vorbei. Hellau.
Linie 5 in Trier: Von Feyen in die Innenstadt
Nachdem wir den Rosenmontag verdaut hatten, starteten wir am Dienstagnachmittag zur ersten Erkundungstour mit dem Bus. Die Linie 5 endet im Trierer Süden in Feyen Grafschaft, im Norden heißt die Endhaltestelle Castelforte – beides hatte ich noch nie gehört. Wir beschlossen, die Strecke vom südlichen Ende her aufzurollen. Trier hat 19 Stadtbezirke und Feyen ist einer davon, er liegt zirka dreieinhalb Kilometer südlich der Innenstadt. Die Endhaltestelle Grafschaft entpuppte sich als Wendeplatte in einem Wohngebiet am Hang. Von dort oben hast du einen schönen Blick ins Moseltal.
Unser Bus fährt pünktlich ab und folgt der Straße bergab durch Feyen nach Weismark. Steigt man zehn Haltestellen später (Josef-Haydn-Straße) aus, ist man gleich am Mattheiser Weiher. Rund um den Weiher ist ein kleiner Park angelegt, der gern von Joggern und Spaziergängern genutzt wird.
Von dort ist es nicht weit zum Trierer Stadteil Heiligkreuz. Der Name geht auf die Heiligkreuz-Kapelle zurück, die den Ortsmittelpunkt bildet. Die romanische Kapelle wurde im 11. Jahrhundert erbaut und ist eine der ältesten deutschen Kirchenbauten in der reinen Kreuzform. Heute wird sie von der katholischen und griechisch-orthodoxen Gemeinde genutzt.
Von Heiligkreuz geht es mit dem Bus weiter bergab bis zur Bahnunterführung. Gleich hinter der Unterführung liegt rechts der alte Südbahnhof, der jetzt ein Restaurant beherbergt. Der Bus ist in Trier-Süd angekommen und folgt der Saarstraße bis zur Südallee/Kaiserstraße.
Trier-Zentrum: Kulturkiosk
Am Fußgängerüberweg zwischen der Südallee und der Kaiserstraße (Haltestelle Südallee/Kaiserstraße) fällt mir ein weiß gestrichene Kiosk auf. Früher gab es hier Zeitschriften, Getränke und Süßigkeiten – doch die Zeiten scheinen vorbei zu sein. Jetzt wird das Kioskhäuschen für Ausstellungen zu Städtebau, Architektur, Design und Kunst genutzt. Die schöne Idee des „Kulturkiosks“ stammt von der Trierer Gesellschaft für urbane Projektentwicklung, die sich um die Neugestaltung von Trierer Stadtquartieren kümmert.
Trier-Zentrum: Karl-Marx-Haus
Der 5er Bus fährt die Kaiserstraße ein kurzes Stück hinunter und biegt dann rechts in die Lorenz-Kellner-Straße ein. Vorbei am Trierer Rathaus und Stadttheater erreicht er die Haltestelle Karl-Marx-Haus.
In der Brückenstraße 10 befindet sich das Geburtshaus von Karl Marx. Hier wurde er am 5. Mai 1818 geboren. Und ich muss gestehen, dass ich es bis dato noch nicht besichtigt hatte. Zu meinen Schulzeiten in den frühen 80er Jahren hat man den „berühmten Sohn“ im erzkatholischen Trier totgeschwiegen. Heute ist das anders, das Haus ist ein Museum und informiert sehr anschaulich über die Person von Karl Marx, sein Leben, sein Werk, seine Bundesgenossen und seine Gegner. Die Ausstellung ist sehr gut gemacht und auch das Haus selber hat einen besonderen Charme. Ich bin begeistert.
Linie 5 in Trier: Von der Porta Nigra zum Verteilerring
Die Linie 5 führt direkt an der Hauptsehenswürdigkeit von Trier, der Porta Nigra vorbei. Das „Schwarze Tor“, ist 180 n. Chr von den Römern als Stadttor erbaut worden und ist das bekannte Wahrzeichen der Stadt, die sich auch „älteste Stadt Deutschlands“ nennt. Wenn man bedenkt, wie alt das Gebäude bereits ist, hat es sich über die Jahre gut gehalten.
Von der Porta Nigra aus fährt der Bus am Brüder-Krankenhaus vorbei, zum Moselufer und dann durch Trier-Nord. Weitere Stationen auf der Zurmaiener Straße sind das Moselstadion und Nordbad. Kurz vorm Verteilerring biegt der Bus rechts ab und erreicht die Endhaltestelle Castelforte. So hieß die frühere französische Kaserne, deren Gelände heute als Gewerbe- und Wohngebiet genutzt wird.
Zugegeben, den letzten Teil der Strecke haben wir sehr schnell hinter uns gebracht, im Sommer wäre ein Abstecher an das Zurlaubener Ufer oder Nordbad dringewesen, doch jetzt Anfang März hat bei diesem schmuddeligen Wetter nichts gelockt.
Tipp: Kompakte Infos zur Linie 5 findet ihr unter den Streckeninfos Trier
Aber ich werde wieder kommen und meine 5er-Linie in Trier um Sommererlebnisse ergänzen – versprochen. Vielleicht lohnt ja auch noch einmal eine Fahrt unter dem Aspekt -„Auf französischen Spuren“ – in Feyen-Castellaun war eine französische Kaserne und auch in Trier-Nord, und sicherlich gibt` s zwischendrin auch noch Spuren.