Die Alpenüberquerung auf dem E5 – Anke`s Tipps

5 Fragen an die Bergwanderführerin Anke Zormeier

Der E5, der Europäische Fernwanderweg ist ein Klassiker unter den Fernwanderstrecken. In voller Länge reicht er von Pointe du Raz in der Bretagne bis nach Verona in Italien. Das Herzstück des E5 ist die Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran.

Hier gibt´s ausführliche Streckeninfos zum E5

Die Saison ist kurz und dauert von Mitte Juni bis Ende September. Ich selbst habe mich noch nicht daran gewagt, doch meine Bloggerkollegin Anke Zormeier bringt als Bergwanderführerin bis zu vier Mal im Jahr Wandergruppen über die Alpen. Für alle, die den Traum E5 hegen, hat mir Anke 5 Fragen beantwortet.

1Anke, du bist viel in den Alpen unterwegs, was ist das Besondere an dem E5?
Nun, es ist eine Alpenüberquerung, das ist an sich schon etwas Besonderes.

„Die Alpenüberquerung ist ein wahnsinnig tolles Erlebnis.“

Jeden Tag ist die Landschaft total anders und der Weg wird jeden Tag spektakulärer. Am vierten Tag wird es richtig alpin. Der Aufstieg zur Braunschweiger Hütte auf 2.759 Meter ist meine Lieblingsetappe, da gibt’s Kraxelpassagen mit Seilsicherung und einen Pfad direkt neben einem tosenden Wasserfall.

2Wie lange ist man unterwegs und was ist die größte Herausforderung?
Die klassische Alpenquerung dauert sechs Tage. Wir starten morgens meist um 7 Uhr auf der Hütte und sind dann je nach Etappe und Wetter bis 16/17 Uhr unterwegs. Die reine Gehzeit liegt bei fünf bis sieben Stunden, dann kommen noch die Pausen hinzu.  Der dritte Tag ist für die Teilnehmer oft sehr anstrengend, weil sie die ersten beiden Nächte vorher nicht so gut geschlafen haben und dann der sehr lange Abstieg nach Zams erfolgt. Zugegeben die Hütten sind voll und eng, besonders die Memminger Hütte. Da ist der dritte Tag dann schon sehr hart.

3Für wen ist der Weg machbar? Gibt es eine Altersgrenze?
Das Alter ist kein Ausschlagkriterium. Mein ältester Teilnehmer in diesem Jahr war 78, aber man sollte sportlich fit und trittsicher sein und eine gute Kondition mitbringen.

4„Eine gute Kondition“ – was heißt das denn genau?
Bergwandern ist etwas anderes als Wandern im flachen Gelände, wo es mehr auf die Kilometer ankommt. In den Bergen sind die Höhenmeter nach oben ausschlaggebender als die Distanz an sich.

„Der Weg führt über Steine, Felsen, Geröllfelder und durch enge Passagen – er erfordert Beinkraft, Trittsicherheit und Konzentration.“

Wir gehen jeden Tag zirka 800 Höhenmeter, das heißt die Kondition sollte für gute drei Stunden bergauf wandern reichen, auch wenn man vorher schon einen längeren Abstieg mit vollem Rucksack in den Beinen hat. Wer unsicher ist, ob er den Weg schafft, sollte unbedingt an einem Vorbereitungswochenende teilnehmen. Da gibt es ausführliche Streckeninfos, und man macht eine Probewanderung, die den Ansprüchen des E5 entspricht.

5Was ist der Lohn solch einer Wanderung?
Es geschafft zu haben, ist für jeden, der mitwandert ein tolles Erlebnis. Die Alpenüberquerung hakt man nicht einfach ab, die verdient man sich. Den Sonnenaufgang oder-untergang auf der Hütte mitten in den Bergen zu erleben, ist etwas Besonderes, ebenso wie die Begegnung mit Murmeltieren oder Steinböcken. Wenn das Wetter plötzlich umschlägt, erfasst viele Teilnehmer angesichts der Naturgewalten Demut. Vielen wird klar, dass der Mensch im Vergleich zur Natur ein kleines Licht ist. Am Schluss sind alle stolz und glücklich, gesund angekommen zu sein.

Zu Anke:
Anke Zormeier liebt die Berge. Mehrmals im Jahr führt sie Wandergruppen von 6-12 Teilnehmern über die Alpen. Außerdem bietet die zertifizierte Bergwanderführerin und Betriebswirtin ganz besondere Frischluft-Trainings, Coachings und Events für Firmen an. www.frischluft-training.de Anke ist zudem eine passionierte Fotografin, all die schönen Fotos dieses Beitrags stammen von ihr.
Infos zur Wanderung und zu den Probewochenenden gibt´s bei verschiedenen Anbietern, wie der der Bergschule Oberallgäu, der Alpinschule Oberstdorf, dem Oase Alpincenter, dem DAV Summit Club, Wikinger Reisen u.a.

Liebe Anke, ich danke dir für das Interview und die beeindruckenden Fotos und wünsche dir noch viele schöne Erlebnisse und Momente in den Bergen. Ich habe jetzt auf jeden Fall große Lust bekommen, mich an die Wanderung zu wagen, aber ohne vorheriges Training wird das wohl nichts werden :-).
Liebe Leser wie geht´s euch damit? Habt ihr die Alpenüberquerung schon gemacht oder träumt ihr davon? Schreibt mir und berichtet über eure Gedanken und Erlebnisse. Ich freue mich.

  1. […] Alpenüberquerung auf dem E5 von Oberstdorf nach Meran. Vielleicht hast du ja schon mein Interview mit Bergführerin Anke Zormeier dazu gelesen? Am CMT-Messestand vom Passeier-Tal bin ich […]

  2. Wolfgang Scholz

    Ich habe schon 2002 diese Tour mit gemacht, zehre und schwärme noch heute davon!

    • Lieber Wolfgang, wie schön! Mir geht es mit bestimmten Reisen genauso wir dir mit der Alpenüberquerung, man möchte sie nicht missen, weil sie einem ganz viel fürs weitere Leben mit auf den Weg geben.

  3. Danke Dir liebe Hilde für den Kommentar. Magst du verraten, was dir an der Braunschweiger Hütte besonders gefallen hat?

  4. Tolles Erlebnis! Ich sage nur: Braunschweiger Hütte. Eine Woche Bergwandern schlägt bei weitem den Erholungswert von drei Wochen Strandurlaub.

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