Städtetrip Lübeck: Fahr mal Linie 5 – du wirst staunen, was es zu sehen gibt.

Update Dezember 2019

Wenn du mit der Buslinie 5 durch Lübeck fährst, kommst du in die schnuckelige UNESCO-Welterbe-Altstadt und fährst direkt an Lübecks Wahrzeichen, dem Holstentor vorbei. Du entdeckst bei der Busfahrt auch Gegenden, die Touristen normalerweise nicht besuchen: die beschauliche Finnland-Siedlung in Eichholz und den Stadtteil Moisling. Alt-Moisling war einst als sozialer Brennpunkt verschrien und macht jetzt eine interessante Wandlung durch.

Start des Städtetrip Lübeck am ZOB gegenüber dem Hauptbahnhof

Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) in Lübeck liegt gegenüber vom Hauptbahnhof und ist wie alle ZOBs nicht besonders schön. Von dort kannst du die Linie 5 in zwei Richtungen fahren: Ab Bussteig 4 in Richtung Eichholz/Herrnburg (Teil 1) und ab Bussteig 10 nach Westen zur Endhaltestelle Moisling/Oberbüssauer Weg (Teil 2).

Tickets, Preise – alle Infos zur Buslinie 5 in Lübeck

Wenn du dir die Altstadt anschauen möchtest, nimm zuerst nach den Bus nach Eichholz/Herrnburg. Wichtige Haltstellen zur Erkundung der Altstadt sind Holstentorplatz, Kohlmarkt und Krähenstraße.

Teil 1: Linie 5 vom ZOB nach Eichholz/Herrnburg

Die Linie 5-Bus fährt direkt am Holstentor vorbei und dann über die Wahmstraße quer durch die Altstadt. Zwischen Kohlmarkt und Krähenstraße kannst du einen kleinen Spaziergang einlegen und dir die Altstadt näher anschauen.

5 Sehenswürdigkeiten in der Lübecker Altstadt, die du nicht verpassen solltest

 

# 1 Der Blick vom Aussichtsturm St. Petri

Den schönsten Blick auf die Altstadt hast du vom Turm der St. Petri-Kirche. Richtung Westen entdeckst du das Holstentor und weiter nordöstlich die Marienkirche, den Markt, das Buddenbrockhaus und das Rathaus.

Tipp: Der Aussichtsturm St. Petri ist täglich geöffnet, im Sommer von 9 bis 20 Uhr. Der Eintritt beträgt 4 Euro.

# 2 Das Lübecker Rathaus

Linie 5-Haltestelle
Kohlmarkt

Turmspitzen, Schmuckbalkone und eine Wand „just for show“ mit runden Gucklöchern lassen das Rathaus wie ein Märchenhaus aussehen. Es ist über mehrere Jahrhunderte in verschiedensten Stilrichtungen erbaut worden und spiegelt die ganze Pracht und den Reichtum der Hansestadt wieder.

Diese Gucklöcher in den Himmel finde ich sehr faszinierend. Die prächtigen Säle des Rathauses kannst du mit einer Führung besichtigen.

Tipp: Die Rathausführungen finden Montag – Freitag 11 Uhr, 12 Uhr, 15 Uhr / sonnabends sowie an Sonn- und Feiertagen 12 Uhr statt (Termine der Führungen unter Vorbehalt). Die Kosten betragen 4 Euro.

# 3 Weltbekannt: Marzipan aus Lübeck

Gegenüber der Rathaustreppe ist eine bekannte Lübecker-Traditiosfirma beheimatet: Das Stammhaus des Marzipanunternehmens Niederegger mit Laden, Café  und einem kleinen Museum. An diesem Samstag kurz vor Ostern ist der Andrang enorm, und auch ich kann nicht wiederstehen: Marzipaneier, Blätterkrokant und Osterhasen wandern in mein Einkaufskörbchen, ruckzuck sind 30 Euro weg. Im Café probiere ich ein Stück Haus-Nusstorte mit Marzipan, sehr lecker und gar nicht so süß, wie ich es erwartet hatte. Auch Marzipan-Eis gibt es hier.

Das kleine Museum im zweiten Stock informiert über die Geschichte des Marzipans. So kommt es  ursprünglich aus dem Orient und galt bis zum 18. Jahrhundert als Heilmittel, das ausschließlich von Apothekern hergestellt wurde.

# 4 Lübecks schöne Häusergiebel

Wenn du durch die Altstadt bummelst, lohnt immer wieder der Blick nach oben, auf die typischen Häusergiebel.

Linie 5-Haltestelle
Krähenstraße

# 5 Das Handwerkerviertel

Gut gefallen hat mir die Lübecker-Altstadt auch im ehemaligen Handwerkerviertel rund um die Ägidenkirche. Das Viertel wirkt nicht ganz so touristisch und etwas beschaulicher. Hätte ich mir nicht schon im Café Niederegger den Bauch vollgeschlagen, wäre ich im Café Sofa eingekehrt. Sieht doch sehr nett aus? Ganz in der Nähe befindet sich auch das Museumsquartier St. Annen.

Der Bus Nr. 5 verlässt dann die Innenstadt, fährt über die Stadttrave und die Wakenitz und an der Anlegestelle des Ausflugsschiffs MS Wakenitz vorbei.

Linie 5-Haltestelle
Kaufhof

Auf Marli, doch wo ist der Kaufhof?

Hanseatische Bürgerhäuser säumen die Moltke- und Walderseestraße bis hinauf „auf Marli“ und zur Haltestelle „Kaufhof“.  Doch wo ist der Kaufhof? Auch der Busfahrer weiß keine Antwort darauf,  „Die Haltestelle hieß schon immer so“, meint er. Google verrät mir, dass dort 2010 ein in den 50er Jahren gebautes Kaufhaus abgerissen wurde, nur der Name sei geblieben und ein paar Läden ringsum.

Finnlandsiedlung in Eichholz

Linie 5-Haltestelle
Eichholz

Vom Kaufhof folgt der Bus der Brandenbaumer Landstraße Richtung Südosten. In Eichholz bist du in der ländlichen Idylle angekommen. Nimm an der Haltestelle rechts den Huntenhorster Weg, dann erreichst du die Finnlandsiedlung und das Naturbad Kleiner See an der Wakenitz. Im Sommer kann man hier herrlich baden.
Die Siedlungsidylle hat einen politischen Hintergrund. Im russisch-finnischen Winterkrieg 1939/40 unterstützte das Deutsche Reich Finnland mit Waffen und Munition. Diese Waffen bezahlte Finnland mit Holz und lieferte eine größere Anzahl Fertigholzhäuser. So entstand 1943/44 die Finnlandsiedlung.

Für meinen Peter Pan-Bus ist in Eichholz Endstation. Alle paar Stunden fährt der Bus der Linie 5 weiter bis Herrnburg/Bahnhof.

Teil 2 des Städtetrip Lübeck: Vom ZOB nach Moisling/Oberbüssauer Weg

Im zweiten Teil erkunde ich den Südwesten von Lübeck. Vom Zentralen Omnibusbahnhof fährt der Fünferbus ab Bussteig 10 durch St. Lorenz Süd am Drägerwerk und Hansaring vorbei bis raus nach Alt-Moisling.

Zunächst säumen Altbauten aus der Gründerzeit die Straßen. In der Meierstraße 16 (Haltestelle Lachswehrallee) ist übrigens der SPD-Politiker und Bundeskanzler Willy Brand geboren. Das Dräger-Werk – ein weltbekannter Hersteller für Medizin und Sicherheitstechnik – hat eine eigene Haltestelle. Es folgen die Haltestellen Hansering, Lutherkirche und Roter Löwe. Dann gehts aufs Land zu den Stadtteilen Buntekuh und Alt-Moisling mit ihren Trabantensiedlungen.

Moisling – mehr als Mietskasernen aus den Siebzigern?!

Linie 5-Haltestellen
Moislinger Baum
Oberbüssauer Weg

Alt-Moisling und Buntekuh tauchen in Lübecks Touristenbroschüren nicht auf. Trostlose Hochhäuser, ausgedehnte Gewerbegebiete, Einkaufszentren, soziale Brennpunkte: Das ist das Bild, das viele Lübecker (leider immer noch) von den Stadtteilen Moisling und Buntekuh haben. Und mein erster Eindruck bestätigt diese Annahme.

Zunächst fallen die Mietskasernen auf.

Im Märchenviertel wurden die Straßen nach Märchen der Gebrüder Grimm und Andersen benannt. Da gibt es einen Sterntalerweg, den Ilsebillweg, den Schneewittchenweg und den Andersenring. Im Rotkäppchenweg 1 hat ein Künstler die backsteinrote Giebelwand des Mietshauses bemalt.

Mich fasziniert die Gegend. Doch leider fehlte mir im April 2019 die Zeit, mit Bewohnern ins Gespräch zu kommen. Später habe ich dann doch noch Kontakt zu ihnen bekommen. Einige haben meinen Blogbeitrag kritisiert und sich aufgeregt, dass ich das alte Klischee von Moisling beschreibe. Sie haben mich dann aufgeklärt. Moisling sei viel besser als sein Ruf. Es gäbe viel Grün, nicht alle wohnten in Mietskasernen und hinter der manchmal trostlos ausschauenden Fassade in Alt-Moisling tue sich einiges.

Ja, das stimmt – der Stadtteil Moisling verändert sich. Wenn du an der Haltestelle Oberbüssauer Weg aussteigst, siehst du gegenüber dem Ärztehaus (noch!) einen Wohnblock auf dem alle Namensschilder durchgestrichen sind.

Der Block steht leer. Warum wohl? Die Stadt Lübeck und die Wohnbaugesellschaft „Trave“ investieren kräftig in das Viertel. Wohnungen werden saniert, Spielplätze gebaut und hier – wo dieser Wohnblock ist – soll die „Neue Mitte Moislings“ mit Stadtteilbüro, Bibliothek und Betreuungsangebot entstehen. Im Januar 2020 werden die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs vorgestellt. Außerdem erhält Moisling 2023 einen Bahnhaltepunkt an der stark befahrenen Strecke Lübeck-Hamburg. Bis alle Vorhaben umgesetzt sind, wird es noch dauern, doch die Anwohner lieben ihren Stadtteil schon heute, so wie Sabine aus Moisling:

„Alle halten zusammen, wir haben hier viel Grün und die Infrastruktur ist gut.“

 

Sabine mit Hund Vice im Grünen
Sabine aus Lübeck-Moisling

Sabine hat von ihrer Wohnung in einem der Hochhäuser einen wunderschönen Blick auf die Sieben-Türme-Stadt Lübeck. Wie der aussieht, erfährst du in meinem Blogbeitrag „Sabine aus Moisling“. Außerdem berichte ich, was ich Sabine kennengelernt und was ich von ihrer Kritik gelernt habe.

Mein Fazit zu Lübeck

Lübeck hat eine wunderschöne Altstadt, keine Frage. Doch wie viele andere Städte, hat auch Lübeck mehrere Seiten. Eine Stadt ist beständig in Bewegung, Problemstadtteile werden zu In-Vierteln, soziale Brennpunkte zu beliebten Wohnquartieren für Familien. Doch warum loben die Touristenämter nur die vermeintlichen Schokoladenseiten aus?

Was meinst du? Möchtest  du im Urlaub nur das Schöne sehen, oder interessierst du dich auch für das Alltagsleben in einer Stadt? Schreib mir. Ich freue mich auf deine Meinung.

 

 

  1. Vielen Dank für den überarbeiteten Bericht, der unser schönes Moisling nun in dem richtigen Licht erstrahlen lässt. Danke für die Richtigstellung. Wir freuen uns auf einen weiteren Besuch von dir in Moisling.

    • Hallo Sabine,
      wunderbar, das jetzt alles in Butter ist! Dann starte ich beruhigt ins neue Jahr. Und mit dem Besuch, das mache ich doch glatt mal gerne.Bin gespannt, wie sich Moisling weiter entwickelt. Haltet mich doch bitte auf dem Laufenden.
      Herzliche Grüße Heike

  2. Sabine Friedrich

    Hallo,
    ich finde es ziemlich anmaßend, wie du über den Stadtteil Moisling in Lübeck berichtest. Wie du selbst schreibst, hast du dich nicht mit den Bewohnern von Moisling unterhalten. Das hättest du tun sollen…
    Ja, Moisling hatte seine Probleme. Und ja, der „Hudekamp“ – am Rand von Moisling und sein Hochhaus waren tatsächlich lange Jahre bekannt für Kriminalität. Die Reportage ist auch schon älter.
    Heute sieht das alles anders aus. Wir haben hier immer noch viele Ausländer. Das meine ich aber im positiven Sinne. Denn es ist ein gutes Miteinander geworden. Viele Häuser werden nach und nach saniert. Kein Ortsteil von Lübeck hat soviel Grün zu bieten wie Moisling. Wir haben Parks, die Auen, den Elbe-Lübeck-Kanal, die Trave…
    Hier halten die Leute zusammen. Und es wird auch geholfen, wenn man fremd ist.
    Auch von der Stadt Lübeck aus wird einiges getan. Moisling bekommt ein neues „Zentrum“ und einen eigenen Bahnhaltepunkt für die Bahnstrecke Lübeck-Hamburg. Gerade ist ein neuer Spielplatz eingerichtet und eingeweiht worden. Natürlich gibt es auch mal Ärger. Aber nicht mehr als in anderen Stadtteilen Lübecks.
    Alle Leute die ich kenne, leben gerne hier und wollen auch nicht weg. Ach.. und es gibt übrigens viele hier, die sich locker mehrere Kilo Marzipan von Niederegger leisten können. Und das täglich. Du warst wohl nicht in den richtigen Straßen…
    Gruß aus Moisling
    Sabine

    • Hallo Sabine,
      herzlichen Dank für deine klaren Worte. Ich habe den Beitrag nochmals gelesen. Ich möchte mich entschuldugen, es war nicht in meinem Sinne über irgendetwas herablassend zu schreiben. Das steht mir wirklich nicht zu. Die Passage zu Moisling habe ich in einem ersten Schritt gekürzt. Zu mehr komme ich heute leider nicht mehr. Aber gerne nehme ich deine Anmerkungen mit auf. Ich melde mich bei Dir. Grüße Heike

  3. […] Fahr mal Linie 5 in Lübeck – mein Bericht […]

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