Fahr mal Linie 5 in Halle an der Saale

Mit der Überlandbahn durch Halle und weiter bis nach Schkopau, Merseburg, Leuna und Bad Dürrenberg

Ein Städtetrip nach Halle? Ja, unbedingt! Halle ist anders, als du denkst und viel besser als erwartet. Mir hat die Stadt an der Saale sofort gefallen! Denn Halle ist spannend: süß und salzig, grün und industriell, fromm und lebensfroh. Fachwerk steht neben Plattenbau, Park folgt auf Fabrik. Doch sei gewarnt. Die Eindrücke sind hart geschnitten ohne fließende Übergänge… Genauso spannend ist die Fahrt mit der Linie 5 übers Land: Nach Schkopau, Leuna, Merseburg und Bad Dürrenberg. 31 Kilometer Straßenbahn, ganz schön lang, nicht wahr?

Die Linie 5 von Halle nach Merseburg ist eine richtige Überlandstrecke. Sie war die längste Straßenbahnstrecke der DDR und gehört auch heute mit ihren über 3o Kilometern zu den längsten weltweit. Da gibt es dann natürlich auch entsprechend viel zu berichten. Mein Artikel ist dreigeteilt: Zuerst entdecken wir die Innenstadt von Halle und fahren nordwärts bis zur Endhaltestelle Kröllwitz. Im zweiten Teil beschreibe ich dir die Fahrt durch Halles Süden und den Ausflug übers Land nach Merseburg und Leuna bis Bad Dürrenberg. Und zum Schluss gibt es noch jede Menge praktische Tipps. Halle, here we go!

Teil 1 – unterwegs in Halle

Ok, der Anfang ist wenig einladend

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Start am Hauptbahnhof

Halle hat einen schönen Hauptbahnhof aus der Gründerzeit. Auf dem Vorplatz kannst du links gleich in die Linie 5 einsteigen. Einmal in Richtung Norden (Kröllwitz Bahnsteig C ) und einmal in Richtung Süden (Ammendorf oder Bad Dürrenberg Bahnsteig D). Oder du läufst geradeaus weiter bis zum Riebeckplatz.

Dem stand ich ehrlich gesagt etwas ratlos gegenüber. Was ist das? Eine architektonische Entgleisung? Verwaist und leer wirkt er – nicht besonders einladend. Doch wenn du in die Innenstadt willst, kommst du automatisch an ihm vorbei. Außerdem sind in der Nähe zwei Hotels, in denen du übernachten kannst. Also lass dich vom ersten Eindruck nicht abschrecken. Es wird besser! Am Riebeckplatz beginnt die Leipziger Straße, die bis zum Marktplatz führt. (Spoiler: Der Werksverkauf der Halloren-Schokoladenfabrik liegt auch auf dem Weg).

Da wir aber mit der Straßenbahn fahren wollen, steigen wir in die Linie 5 und fahren die Magdeburger Straße hoch, am Stadtpark und Universitätsklinikum vorbei bis zum Steintor-Platz. Das wichtigste Haus am Platze ist das Steintor-Varieté. Es ist das älteste Varietétheater der Welt.

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Am Steintor

Besuch im ältesten Varietétheater der Welt

Ich habe die Show von Torsten Sträter besucht. Sie war herrlich. Weil der Künstler zu spät kam (Stau auf der Autobahn), hatte ich genügend Zeit, die Infotafeln im Foyer zu studieren. Sie erzählen die Geschichte des Steintor-Varietés, das 1889 als Walhalla-Theater eröffnet wurde. Also im gleichen Jahr wie der Eiffelturm und ein dreiviertel Jahr vor dem bekannten Moulin Rouge in Paris. Viele Künstler sind am Steintor ein- und ausgegangen. Gesang, Tanz und Akrobatik, aber auch Ringkämpfe, Dressuren und Operetten wurden aufgeführt. Zu DDR-Zeiten war es neben dem Friedrichstadtpalast in Berlin das einzige Varieté der Republik. Ich freue mich, dass es nicht totsaniert wurde und der alte Charme des Theatersaals erhalten blieb.

Mein Tipp: Wenn du deine Abende für Halle planst, wirf auch einen Blick auf das aktuelle Programm des Steintor-Varietés. www.steintor-variete.de

Früher fuhr die Linie 5 in Halle am Steintor geradeaus weiter bis nach Trotha, doch jetzt macht sie einen 90-Grad-Bogen und folgt der Großen Steinstraße. Sie fährt am Joliot-Curie-Platz vorbei bis zur Straße Kleinschmieden. Dort legt sich die Tram zweimal in die Kurve und hält anschließend am Marktplatz zwischen dem Roten Turm und der Marktkirche.

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Marktplatz

Die Altstadt rund um den Marktplatz

Du bist jetzt im Zentrum der Stadt direkt vor der Touristeninformation gelandet. Der Marktplatz ist ein wichtiger Knotenpunkt und gespickt mit geschichtlichen und architektonischen Höhepunkten. Ich habe an der Altstadtführung teilgenommen und mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erklären lassen.

Mein Tipp: Die Touristeninformation Halle bietet unterschiedlichste Führungen an. Die meisten starten auch gleich hier am Marktplatz.  www.verliebtinhalle.de

Ziemlich kurios: 5 Türme hat Halle

Da wären zunächst einmal die 5 Türme von Halle. Der Rote Turm fällt als Erster ins Auge. Es ist ein frei stehender Glockenturm, ein sogenannter „Campanile“, wie man ihn aus Pisa, Venedig und Florenz kennt. Er beherbergt mit 83 Glocken Europas größtes Glockenspiel. Und jede Stunde ertönt der berühmte „Westminster-Schlag“. Big Ben in Halle? Ja, du hast dich nicht verhört! Der Schlag ertönt zu Ehren Georg Friedrich Händels, dem berühmtesten Sohn der Stadt. Das Geburtshaus des Musikers ist ganz in der Nähe. Händel hat seine Kindheit und Jugend in Halle verbracht, später in London gelebt und gewirkt.

Die anderen vier Türme gehören zur Marktkirche. Sie sehen so verschieden aus, weil es ursprünglich zwei Kirchen waren, die Erzbischof und Kardinal Albrecht von Brandenburg zusammenbauen ließ. Unser Altstadtführer David Horn zückt eine Zeichnung hervor und zeigt uns, wie der Platz um 1500 aussah, als es noch zwei eigenständige Kirchen waren.

Foto-Tipp: Die 5 Türme von Halle kannst du sehr schön vom Kaufhof-Restaurant im 5. Stock fotografieren. Auf die Haussmann-Türme (das sind die beiden vorderen der Kirche) kannst du hinauf.

Anschließend versammelt er die Gruppe vor dem Legomodell an der Marktkirche und erzählt, was sonst noch besonders an der Kirche ist:

  • Georg Friedrich Händel wurde hier getauft,
  • Johann Sebastian Bach hat die Orgel eingespielt,
  • Martin Luther predigte von der Kanzel, dessen Totenmaske und Abdrücke seiner Hände sind hier ausgestellt,
  • in der Kirche gibt es einen sehenswerten Lucas-Cranach-Altar.

Und wer möchte, kann sich auf der Brücke zwischen den beiden vorderen Türmen das Ja-Wort geben. Na, das ist doch mal eine Ansage!

Halle ist viel älter als gedacht

Halle zählt zu Deutschlands ältesten Städten und wurde im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört. Darauf wäre ich nach dem ersten Eindruck gar nicht gekommen. Doch beim Rundgang durch die Altstadt weist uns der Gästeführer immer wieder auf sehenswerte Fachwerk-, Renaissance- und Barock-Gebäude hin.

Der Goebelbrunnen erzählt die Stadtgeschichte

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Hallmarkt

Unterhalb des Marktplatzes befindet sich der Hallmarkt. Hier war über Jahrhunderte das Zentrum der Salzgewinnung. Heute steht dort der Göbelbrunnen, der mit humorvollem Blick die traditionsreiche Geschichte der Stadt darstellt. Besonders das ausschweifende Leben Kardinal Albrechts hat Professor Göbel anschaulich dargestellt. Er zeigt den Würdenträger im Liebesakt mit seiner italienischen Mätresse. Klar, das sorgt für Diskussionsstoff. Doch der liebe Kardinal, der von 1513 bis 1541 in Halle residierte, war ja auch nicht ohne. Er lebte auf großem Fuß, ließ prunkvolle Gebäude errichten und trieb zur Finanzierung den Ablasshandel auf die Spitze. Damit avancierte er zum großen Gegenspieler von Martin Luther. Anschließend schauen wir uns die neue Residenz und den Dom an, der so gar nicht nach Dom aussieht.

An der Ecke Dom-/Große Klausstraße macht uns David Horn auf das Reformhaus aufmerksam. Dort gibt es keine Naturkost, es ist ein Ort der Bürgerbewegung und war Ausgangspunkt der friedlichen Revolution 1989 in Halle. Deshalb sitzt auch „Der ewige Geheimdienstmann“ gegenüber am Giebel und beobachtet das Treiben. Noch heute treffen sich im Reformhaus engagierte Bürger und Vereine.

Café-Tipp: Im Erdgeschoss des Reformhauses befindet sich das schöne Café Nöö.

Elektrische und Funkenkutsche

Horn weiß viele Geschichten über die  Stadt. Alle kann ich hier gar nicht erwähnen. Aber noch eine: Die Straßenbahn ist schon lange und eng mit Halle verbunden. Seit über 140 Jahren gehört die Tram zum Stadtbild. Das Hallesche Netz war sogar das erste elektrifizierte in ganz Europa. Die Tram wird deshalb auch gerne Funkenkutsche und Elektrische genannt.

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Ankerstraße

Also, noch schnell ein Eis und dann rein in die Straßenbahn. Wir fahren am Hallmark vorbei, den Hallorenring entlang und über den Mühlgraben bis zur Haltestelle Ankerstraße.

Relaxen an der Saale

Spaziergang: Gut sechs Minuten brauchst du von der Haltestelle Ankerstraße bis zum Pfälzer Ufer. Du kommst am Multimediazentrum vorbei und dann durch eine interessante Wohn- und Gewerbegegend. Wenn du weiter spazierst, kommst du zur Würfelwiese.

Halle liegt an der Saale und auf 20 Kilometern durchquert der Fluss Sachsen-Anhalts zweitgrößte Stadt. Was ich toll finde – die Hallenser genießen das Leben am Fluss. Immer wieder gibt es schöne Uferbereiche. So zum Beispiel das Pfälzer Ufer mit den beliebten Cafés/Bars „Sonnendeck“ und „Hafenmeister“. Die Liegestühle stehen direkt am Fluss und mit Blick aufs Wasser kannst du Kaffee und Kuchen genießen. Bei schönem Wetter ist auch abends  viel los. An diesem Herbstmorgen sind nur ein paar Hundebesitzer unterwegs. Doch im Café sitzen schon die ersten Gäste und im Docks gibt es flexible Co-Working-Spaces zum Arbeiten. Rund um das Pfälzer Ufer hat sich eine kreative Szene angesiedelt. Als nächstes schaue ich mir die gegenüberliegende Salineninsel an.

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Saline

Eine Prise Salz gefällig?

Die Geschichte von Halle ist eng mit der Salzgewinnung verbunden. Das hab ich ja schon auf dem Marktplatz erfahren. Auf der Salineninsel wurde das „weiße Gold“ von Halle bis Mitte der 1960er-Jahre industriell hergestellt. Die ehemalige Produktionsstätte wird heute als  Halloren- und Salinenmuseum genutzt und ist eines der ältesten und bedeuteten Salzdenkmäler in Deutschland.

Auf der Insel gibt es auch Saline-Rehaeinrichtungen und ein großes Freibad. Am Ende des Parks steht ein Denkmal, das ein Halloren-Brautpaar in typischen Festkleidern zeigt. Die Silberknöpfe des Festgewands inspirierten einst Halles Schokoladenfabrik zu den Halloren-Kugeln. Die Sahne-Kakaokugeln sind Kult im Osten Deutschlands. Halloren nannten sich die Halleschen Salzarbeiter. Eine Vereinigung, die es auch heute noch gibt.

An Ha-Neu vorbei

Von der Haltestelle Saline rollt die Straßenbahn über die Elisabethbrücke schnurstracks auf Halle-Neustadt zu. Doch sie fährt nicht hinein, sondern biegt am Rennbahnkreuz ab und folgt dem Gimritzer Damm Richtung Norden. Im Vorbeifahren erhasche ich einen Blick auf die für Ha-Neu (Halle-Neustadt) typischen Plattenbauten und bemalten Fassaden.

Später geht der Gimritzer Damm in die Heideallee über. Zwischen den Haltestellen Campus Weinberg und Straßburger Weg hat sich die Wissenschaft breit gemacht. Auf dem Weinberg Campus sind die Naturwissenschaften der Martin-Luther-Universität konzentriert.

Wo einst Soldaten marschierten, studieren heute junge Menschen

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Campus Weinberg/Straßburger Weg

Ganz ganz früher war dort wohl mal ein Weinberg. Doch das ist lange her. Später wurde das Gelände fürs Militär genutzt. Reste der ehemaligen Heeres Luftnachrichtenschule (ein Geheimprojekt Hitlers im Dritten Reich) stehen heute noch. Schau dir mal die monumentale Architektur an. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen die Russen in die Kasernen ein. 9.000 Soldaten waren zu DDR-Zeiten in Halle stationiert und lebten ihr eigenes Leben fernab der Halleschen Bevölkerung.

Das änderte sich mit der Wende. Die Russen ziehen ab und das Gelände wird frei. Rund um die Kasernen ist inzwischen Halles-Technologiezentrum entstanden. Helmholtz, Fraunhofer, Max-Planck, Leibnitz – alle naturwissenschaftlichen Institute von Rang und Namen haben sich angesiedelt, ebenso Startups und Hightech-Firmen. Quasi Tür an Tür forschen Biochemiker, Materialwissenschaftler, Pharmazeuten, Agrar- und Ernährungswissenschaftler.

Tipp: Bist du neugierig darauf, wer was gerade entwickelt? Dann schau mal beim Weinberg Campus Hub Coffee vorbei. Dort kommst du bestimmt mit einem Wissenschaftler ins Gespräch.

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Endhaltestelle Kröllwitz

Ende gut, alles grün

Lange Zeit endete die Linie 5 am Universitätsklinikum. Seit 2007 fährt sie entlang der Dölauer Heide weiter bis zur Endhaltestelle Kröllwitz. Das ist eine typische Endhaltestelle mit Park&Ride-Parkplatz, einem Döner-Imbiss und viel Grün drumherum. Wer möchte, kann einen zwanzig minütigen Spaziergang bis zum Kolkturm machen. Ich habe es nicht mehr geschafft, aber vom Aussichtsturm soll man einen schönen Blick über die Heide haben.

Teil 2 – Die Ausflugslinie 5

Richtung Süden und dann immer gerade aus…

Einige Straßenbahnen in Halle sind mit den Ausflugsmotiven der Linie 5 beklebt: Schkopau, Merseburg, Leuna und Bad Dürrenberg. Vielleicht erwischst du am Hauptbahnhof in Halle auch gleich so ein bunte Tram, sie sind besonders schön. Das ist übrigens eine ganz normale Straßenbahn, keine Sonderlinie für Touristen.

Die Straßenbahn verlässt Halle Richtung Süden auf der Merseburger Straße (B91). Es geht kerzengerade am Südfriedhof, dem BG Klinikum Bergmannstrost und der ehemalige Kaserne an der Damaschkestraße vorbei. Ehrlich, von den Eindrücken rechts und links der Straße habe ich wenig mitbekommen, weil kräftig gebaut wird. Straßenbelag und Fußgängerwege sind aufgerissen, Bagger graben Schächte Leitungen, Abwasserrohre und Kabel. Die Straßenbahngleise werden neu verlegt und die Haltestellen barrierefrei umgebaut. Es ist Halles Jahrhundertprojekt. Meter um Meter arbeitet sich die Baustelle voran. Damit der Verkehr künftig umweltfreundlicher, sicherer und leiser wird. Doch noch stecken sie mittendrin.

An der Haltestelle Rosengarten kann man in die S-Bahn wechseln. Die Tram fährt unter der Eisenbahnstrecke hindurch am Betriebshof der Halleschen Verkehrsbetriebe HAVAG vorbei bis zum Industrieviertel von Ammendorf. Den Betriebshof hätte ich übersehen, wenn mich Manfred Issermann nicht darauf hingewiesen hätte. Er begleitet mich und erzählt von früher, als er als Schaffner auf der Linie 5 gearbeitet hat.

Von ihm, seiner Freundin Marina Blanke und den Halleschen Straßenbahnfreunden berichte ich noch in einem weiteren Blogbeitrag.

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Florian-Geyer-Platz

Hier kreischt die Straßenbahn am lautesten, echt!

Kurz vor Ammendorf fährt die Bahn eine leichte  Links-Rechtskurve und anschließend bergab. Ich bin ausgestiegen, weil man am Florian-Geyer-Platz schöne Fotos machen kann. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Surren der Oberlandleitung die Straßenbahn ankündigt. Je näher die Tram kommt, desto lauter wird es. Wenn sie dann um die Kurve fährt, kreischt sie regelrecht. Also, ich liebe ja dieses Geräusch, weiß aber nicht, was die Anwohner dazu sagen! Nun, im Zuge des Straßenbahnumbaus wird Schluss damit sein. Es sollen Flüstergleise verlegt werden. Rund zwanzig Minuten dauert die Fahrt bis Ammendorf. Einige Trams wenden und fahren gleich wieder zurück. Die anderen, so etwa alle dreißig Minuten fahren weiter bis nach Bad Dürrenberg.

Tschüss Stadt – Jetzt beginnt das Überlandbahn-Flair!

Das Überlandbahn-Flair beginnt an der Haltestelle Regensburger Straße. Die Straßenbahn durchquert die Saale-Elster-Aue. Sie fährt über die Weiße Elster, dann unter der ICE-Trasse hindurch, Bäume und Felder ziehen am Fenster vorbei und rechter Hand sehe ich später die Bogen der Saalestrombrücke. Schließlich erreicht sie Schkopau mit den ehemaligen Buna-Werken.

Plaste und Elaste aus Schkopau… Die Buna-Werke sind aber wohl nicht der richtige Ort, um sich das JA-Wort zu geben… oder doch? Nein, wir fahren noch eine Haltestelle weiter bis zum Schloss.

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Am Schloss

Romantisches Schloss Schkopau

Es gehörte einst den Herren von Throtha, wurde zu DDR-Zeiten enteignet. War Gemeindebüro und Kindergarten und wurde zur Schulspeisung genutzt. Heute ist es ein romantisches Hotel mit großem Park und einem Turm (Bergfried) von dem man eine tolle Aussicht hat.

Wer sich in Halle verliebt, heiratet oft auf Schloss Schkopau. In den Gängen entdecke ich ein eisernes Herz mit Liebesschlössen und eine Tafel mit den Namen aller Paare, die bereits hier ihre Hochzeit gefeiert haben. Man muss aber nicht zu zweit hier herkommen, auch „solo“ habe ich das Dornröschen-Ambiente und leckere Essen genossen.

Foto-Tipp: Die Aussicht vom 24 Meter hohen Burgfried. Der Turm ist für die Gäste des Schlosses zugänglich. Den Schlüssel gibt es an der Rezeption.

Unser nächster Halt auf der Ausflugslinie 5 ist Merseburg.

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Merseburg Zentrum

Merseburg

Zwischen Schkopau und Merseburg mischen sich ländliche und städtische Eindrücke. Der langgezogene Stadtpark und die Carl-von-Basedow-Klinik sind Vorboten des Stadtzentrums. Ich steige an der Haltestelle Merseburg/Zentrum aus und spaziere dann die Fußgängerzone entlang, an der Stadtkirche St. Maximi vorbei hoch zum Merseburger Kaiserdom.

Der Dom bildet zusammen mit dem Schloss ein eigenes Ensemble. Ein bisschen habe ich den Eindruck, dass es mit der Stadt und den Bewohnern unten nicht so viel zu tun hat. Aber unbestritten ist es wunderschön.

Weitere Infos zum Kaiserdom Merseburg inklusive Öffnungszeiten und Führungen und zum Schloß Merseburg

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Merseburg Lindenstraße

Zu Fuß gehe ich weiter Richtung Haltestelle Lindenstraße. Und da war sie wieder, die Gegensätzlichkeit. Nur ein paar Meter den Berg hinunter prägen Plattenbauten das Bild.

Merseburg ist echt schön, doch lasst uns weiter fahren… am Gotthardteich vorbei nach Leuna.

Leuna

Wenn ich Leuna höre, denke ich sofort an Chemieanlagen und Raffinerien. Leuna war das Herz der DDR-Chemiedreiecks. Schlechte Luft und Umweltschäden inbegriffen. Heute sieht alles viel sauberer aus und das Unternehmen Linde Gas produziert gerade den ersten grünen Wasserstoff. Chemieindustrie ist energieintensiv, hier wird mir das klar. Kein Wunder, dass die Arbeiter aktuell Angst vor Kurzarbeit und Jobverlust haben .

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Leuna Haupttor

Das Industrie-Areal ist riesig und die Linie 5 hat mit Industrietor, Leunator und Haupttor gleich drei Haltestellen. Am imposantesten ist das Haupttor mit dem klassizistischen Eingang von 1916.

Das ist die monumentalste Straßenbahnhaltestelle, die ich bis dato gesehen habe. Und ästhetisch echt schön!

Gleich neben der Haltestelle befindet sich eine Bäckerei, in der man einen guten Mittagstisch bekommt. Hier gehen auch die Arbeiter und Angestellten des Chemieparks ein und aus.

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Leuna Pfalzplatz

Leuna hat auch eine kunstvolle grüne Seite

Die Straßenbahn biegt hinterm Haupttor links ab und fährt durch zwei Torbogen hindurch bis zum Pfalzplatz. Von dort ist es nicht weit bis zum Plastik-Park. Der Name hat nichts mit „Plaste und Elaste“ zu tun, der bezaubernde Park trägt den Namen, weil Plastiken zu sehen sind.

Die Sammlung entstand schon zu DDR-Zeiten. Jetzt ist der Park eine Außenstelle des Kunstmuseums Moritzburg.

Weitere Infos zum Plastikpark Leuna

Es macht Spaß dort zu spazieren. Du kommst auch ans Saaleufer und zum Bootsanleger. Überhaupt ist der Wohnort Leuna viel grüner als erwartet, denn er wurde 1916 von den Begründern der BASF als Gartenstadt angelegt.

Dörflich und idyllisch

Zurück zur Linie 5, die Strecke verläuft weiter in Richtung Krähenberg. Wie der Name vermuten lässt, wird es ab hier noch ländlicher. Und bei Spergau hast du nochmals einen guten Blick auf die Leuna-Werke am Horizont.

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Kirchfährendorf

Die letzte Saalebrücke auf der Streckenführung offenbart bereits einen Blick auf den Borlachturm, dessen umliegendes Gradierwerk nebst Kurpark von der gleichnamigen Haltestelle aus leicht zu erreichen sind.

Von der Brücke in die andere Richtung blickend siehst du die große Eisenbahnbogenbrücke.

Salzkristall und Blütenzauber in Bad Dürrenberg

 

🚋
Halle an der Saale, Linie 5
Bad Dürrenberg, Am Markt

Nach 31 Kilometern endet die Fahrt mit der Linie 5 auf dem Marktplatz in der Solestadt Bad Dürrenberg. Diese präsentiert sich 2024 neu und aufgehübscht. Denn vom 19. April bis 13. Oktober 2024 findet in der Solestadt unter dem Motto „Salzkristall und Blütenzauber“ die Landesgartenschau statt. Den Kern der Ausstellung bildet der denkmalgeschützte Kurpark. Er wird eingerahmt mit der 636 Metern längsten Gradieranlage Deutschlands auf der einen Seite und der Saale auf der anderen Seite.

Weitere Infos Bad Dürrenberg

Teil 3 – Praktische Tipps zum Ausflug mit der Linie 5 in halle

Gut zu wissen  – Tickets, Pläne und Adressen

 

Start Halle Kröllwitz
Ende Bad Dürrenberg Markt
Stationen 63
Länge 31 Kilometer
Fahrtzeit 1 Stunde, 33 Minuten für die komplette Stecke
20 Minuten HBF Halle bis Halle/Kröllwitz
20 Minuten HBF Halle bis Ammendorf
1 Stunde, 10 Minuten HBF Halle bis Bad Dürrenberg/Markt
Einzelkarte 3 Tarifzonen, komplette Strecke mit Tramlinie 5: 5,80 € (Stand 1.3.2024)
Tageskarte 3 Tarifzonen
24-h-Karte/1 Person 13,30 € (Stand 1.3.2024)
Sonstiges zeitweise längste Straßenbahnlinie der DDR
letzte Überlandstrecke Sachsen-Anhalts
Info und Tickets: Hallesche Verkehrs-AG https://havag.com/
Mitteldeutscher Verkehrsverbund (MDV)

Wie finde ich mich zurecht?

Hier gibt es den Liniennetzplan von Halle und der Region zum Download. 
Die Linie 5 ist dunkelblau eingezeichnet.
Eine hilfreiche App für unterwegs: Mobile M.app

Wo steige ich am besten ein?

Wenn du von außerhalb kommst, ist der beste Startpunkt der Hauptbahnhof oder die Haltestelle Marktplatz bei der Touristeninformation.

Welches Ticket benötige ich?

Ich empfehle dir die 24-h-Karte für 13,30 €. Damit kannst du 24 Stunden so oft hin- und herfahren wie du möchtest, kannst beliebig ein- und aussteigen. Ticketautomaten gibt es übrigens auch in der Straßenbahn.

Tipps für Halle: Übernachten, essen und trinken

Übernachten
Dorint-Hotel Charlottenhof Halle, Haltestelle Riebeckplatz

Schlosshoel Schkopau, Haltestelle Am Schloss

Weitere:

the niu Ridge, Haltestelle Riebeckplatz
Ankerhofhotel, Haltestelle Ankerstraße
GWG Boardinghouse, Haltestelle Weinberg Campus
Cafés, Restaurants
Halle an der Saale
Brasserie Lözius, Haltestelle Am Steintor
kafe kaju, Haltestelle Joliot-Curie-Platz
7 Gramm, Haltestelle Kleinschmieden
Brot & Rind, Haltestelle Kleinschmieden
Restaurant Mönchshof, Haltestelle Hallmarkt
Hafenmeister
 und Docks: Café, Bar und Co-Working Space am Pfälzer Ufer, Haltestelle Ankerstraße
Sonnendeck am Pfälzer Ufer, Haltestelle Ankerstraße
Weinberg Campus Hub Coffee, Haltestelle Weinberg Campus
Mitbringsel Schokolade und Hallorenkugeln von Deutschlands ältester Schokoladenfabrik, Werksverkauf in der Leipziger Straße, Haltestelle Riebeckplatz

Wie viel Zeit sollte ich für meinen Ausflug einplanen?

Ganz viel! Für alles, was es entlang der Linie 5 in Halle zu sehen gibt, kannst du locker einen Tag einplanen, für das Merseburger Schloss und den Dom einen weiteren Tag. Und mach auch unbedingt einen Stop in Schkopau und in Leuna mit Werk und Plastik-Park. So kommst du schon auf drei Tage. Bad Dürrenberg wird ab 2024 besonders interessant, wenn die Gartenschau dort stattfindet. Die reine Fahrtzeit mit der Straßenbahn von Kröllwitz bis Bad Dürrenberg beträgt 1,5 Stunden.

Was ist der beste Zeitpunkt für einen Besuch in Halle?

Altstadtführer David Horn empfiehlt den Mai/Juni, wenn die Händel-Festspiele stattfinden. „Dann wird es lebendig in der Stadt und überall sind Aktivitäten.“

Im Sommer lässt sich der Straßenbahnausflug gut mit einer Radtour an der Saale kombinieren.

Zur Adventszeit lockt Halle mit schönen Weihnachtsmärkten (Marktplatz, Dom, Pfälzer Ufer).

Und wir ihr an meinen Fotos erkennt, ich war im Herbst dort.

Resümee

Halle an der Saale hat mich positiv überrascht. Mit vielen Bildern von Chemieindustrie und DDR im Kopf bin ich hier hergekommen und habe festgestellt, dass die Stadt viel grüner ist, als erwartet. Und viel geschichtsträchtiger! Halle ist aber auch lebendig, jung und kreativ. Ich habe mich gleich verliebt in Halle und hätte nichts dagegen, wenn mein Sohn beschließt: „Also ich studiere in Halle.“

Transparenz ist mir wichtig: Tourismus Halle hat meinen Städtetrip mit einer Übernachtung und vielen Tipps unterstützt. Du kannst jedoch sicher sein, dass ich immer meine eigene Meinung vertrete und dir nur das empfehle, was mich selbst begeistert. Besonderen Dank gebührt den Straßenbahnfreunden Halle für die vielen Infos.

 

  1. Gary J.A. Booth-Hansen.

    Excellent informative article.
    We next in Erfurt March 2023 for another 2 weeks stay from our house in Budapest, Hungary, visiting Erfurt twice yearly, in March & October normally, through our joy and the pleasures availability, especially by ICE Rail – and will consider day trip to Helle.
    Tram 5 looks exciting and full of interesting places to explore.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert