Der Nürnberger Christkindlmarkt, die Kaiserburg, die leckeren Nürnberger Bratwürste und der Lebkuchen sind weltbekannt. Einheimische wie Touristen lieben das mittelalterliche Flair der Frankenstadt und die Meisterwerke von Dürer. Doch was gibt es jenseits der Altstadtmauern in Nürnberg zu entdecken? Eine Fahrt mit der Straßenbahnlinie 5 eröffnet dir ganz neue Perspektiven.
Die Tramlinie 5
Alle Infos auf einen Blick
Teil 1 führt dich mit der Linie 5 in die Südstadt, hier spürst du wie international und „multikulti“ Bayerns zweitgrößte Stadt ist. Außerdem erfährst du, dass Nürnbergs Wirtschaft sehr eng mit Siemens und der Eisenbahn verwoben ist. Im zweiten Teil stelle ich dir die „Freizeit“-Strecke Richtung Osten bis zum Tiergarten vor.
Hier siehst du die Streckenabschnitte der Linie 5
Zum Auftakt ein bisschen Altstadt
Tramlinie 5
Haltestelle Hauptbahnhof
Doch bevor wir uns in die Tram setzen, lade ich dich auf einen kurzen Abstecher in die Altstadt ein. Wenn du auf dem Bahnhofsvorplatz stehst, siehst du die Stadtmauer und das Königstor. Das ist quasi das Einfallstor zur Nürnberger Altstadt und hier befindet sich auf der rechten Seite die Touristeninformation und auf der linken der Handwerkerhof.
Der Handwerkerhof ist putzig und süß mit vielen kleinen Läden, extra für die Touristen erbaut. Wenn du Nürnberger Würstchen essen möchtest oder noch schnell ein Souvenir brauchst, wirst du bestimmt fündig. Das Neue Museum, gleich um die Ecke, finde ich aber noch viel interessanter.
Neues Museum Nürnberg
Ich bin von dem modernen Bau mit der großen Glasfassade sofort begeistert. Ein besonders lohnendes Fotomotiv ist die Wendeltreppe, die das Erdgeschoss mit den oberen Ausstellungsetagen verbindet.
Das Neue Museum zeigt internationale zeitgenössische Kunst und modernes Design. Im Sammlungsbestand sind u.a. Werke von Gerhard Richter, Rosemarie Trockel, der Ulmer Hochschule für Gestaltung, Ettore Sottsas, Gilbert und George. Die aktuelle Ausstellung ist David Reed gewidmet (bis 6. Oktober 2019). Ich finde, dass das Museum auch die richtige Größe hat: es ist sehr inspirierend, überforderd aber nicht mit Masse. Unbedingt einen Besuch wert!
So, mehr Altstadt gibt es von meiner Seite nicht, jetzt fahren wir in die Südstadt!
Tramlinie 5
Haltestelle Aufseßplatz
Multi-Kulti-Südstadt
Der Süden beginnt in Nürnberg gleich hinter dem Hauptbahnhof. Doch sei gewarnt. Die Nürnberger Südstadt macht es dir nicht leicht. Sie ist nicht, wie die Altstadt eine Gegend in der du von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit lustwandeln kannst. Dazu wurden viel zu viel Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nachkriegsarchitektur aus den 50er-Jahren prägt das Stadtbild zwischen Aufseßplatz und Lothringer Straße. Hier erlebst du Nürnberg und seine Bewohner von der alltäglichen Seite.
In der Südstadt wohnten schon immer eher die Arbeiter und seit den 1950er Jahren kommen eben viele aus dem Ausland. Deshalb ist der Ausländeranteil auch sehr hoch. Italiener, Griechen, Türken, Polen, Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion und vom Balkan, Koreaner, Vietnamesen und Syrer…, ganz, ganz viele unterschiedliche Nationalitäten prägen das Stadtviertel – auch kulinarisch. Wenn du die Multikulti-Küche Nürnbergs näher kennenlernen möchtest, schlemm einfach mal drauf los. An jeder Ecke findest du ein interessantes Restaurant. Es gibt auch eine kulinarische Stadtführung: „Südstadt – das Viertel der Kontraste“ findet einmal im Monat statt.
Kultkino Casablanca
Pulsierend, verwunschen, bunt und unangepasst – so ist die Südstadt. Das Kultkino Casablanca am Kopernikusplatz ist eine Institution. Es sollte vor ein paar Jahren geschlossen werden, doch die Südstädter wollten sich ihr geliebtes „Casa“ nicht nehmen lassen und gründeten kurzerhand einen Rettungsverein. Das Kino zeigt Filme, die über den Abspann hinaus wirken. Hier gibt es auch eine gemütliche Kneipe und im Vorderhaus die wunderbare „Creperie im Süden“, die original bretonische Galettes aus Buchweizenmehl anbietet.
Für den Ideenreichtum der Südstadt steht auch „Leckeres vom Vortag“ . Bereits seit 2010 verkauft Bernd Herberger in seinem Laden am Kopernikusplatz ausschließlich hochwertige Backwaren vom Vortag zum günstigen Preis und setzt damit ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung.
Tramlinie 5
Haltestellen Christuskirche bis Trafowerk
Industriestandort Nürnberg
Nürnberg war und ist ein Industriestandort und die Siemens-Werke prägen die Nürnberger Südstadt wie kein anderes Unternehmen. Ab der Haltestelle „Christuskirche“ begegnen dir immer wieder Niederlassungen und Werke der Siemens AG oder ihrer Tochtergesellschaften. An der Linie 5 gibt es eine Haltestelle „Siemensstraße“ und den passenden Biergarten dazu – den Siemensgarten.
Viel alte Industrie kannst du beim Blick aus dem Fenster zwischen den Haltestellen „Frankenstraße“ und „Trafowerk“ erhaschen.
Tramlinie 5
Haltestelle Am Rangierbahnhof
Der Rangierbahnhof – riesig!
Steig an der Haltestelle „Am Rangierbahnhof“ aus und laufe zirka 100 Schritte die Katzwanger Straße hoch bis auf die Brücke. Von dort hast du einen guten Blick auf die Gleisanlagen, Richtung Westen erkennst du auch den Fernmeldeturm von Nürnberg.
Der Rangierbahnhof Nürnberg zählt zu den größten Bahnanlagen weltweit. Er ist 5,2 Kilometern lang und 2,5 Kilometer breit. Ein Eldorado für Eisenbahnfans.
Tramlinie 5
Haltestellen Finkenbrunn, Saarbrückener Straße
Gartenstadt Nürnberg
Wo viel Industrie ist, braucht‘ s auch Wohnungen für die Arbeiter. Gleich hinter der Brücke beginnt ein interessantes Wohngebiet, das Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Die „Gartenstadt Nürnberg“ ist eine der wenigen Siedlungen in Deutschland, die den genossenschaftlichen Grundgedanken der Gartenstadtbewegung umgesetzt hat. Die Gebäude stehen heute unter Ensembleschutz.
Ich bin an der Haltestelle „Finkenbrunn“ ausgestiegen und ein paar Schritte durch die Gartenstadt gelaufen. Schau dir meine Impressionen an. Auch der Jakobsweg führt durch die Gartenstadt.
Südfriedhof
Tramlinie 5
Haltestellen Finkenbrunn, Südfriedhof, Worzeldorfer Straße
Der Südfriedhof in Nürnberg ist nahezu so groß wie der Rangierbahnhof und über drei Haltestellen. zugänglich. Im Nürnberger Süden gibt es zwei Moscheen und einen Hindu-Tempel – die Multi-Kulti-Gesellschaft Nürnbergs zeigt sich auch beim letzten Gang. So gibt es auf dem Nürnberger Südfriedhof ein islamisches Grabfeld, damit Muslime ihre Verstorbenen dort entsprechend ihren religiösen Vorschriften in Gräbern mit südöstlicher Ausrichtung bestatten können. Das finde ich konsequent!
Endhaltestelle – alles aussteigen bitte!
Die Linie 5 endet an der Wendeschleife „Worzeldorfer Straße“. Hier haben die Straßenbahnfahrer Zeit für eine kurze Pause, bevor sie wieder zurück in die Stadt fahren. Ich nutze die Gelegenheit und frage nach, was denn die beiden Fähnchen an der Bahn bedeuten. Der Fahrer klärt mich auf:
„Immer, wenn eine besondere Veranstaltung in der Stadt ist oder eine Kirchweih, wird die Tram mit der deutschen und fränkischen Flagge geschmückt.“
Ein netter Brauch findest du nicht auch?
Wenn du möchtest, kannst du im schräg gegenüberliegenden Café Straub bei Kaffee und Kuchen alles Gesehene nochmals Revue passieren lassen. Die Bedienung ist sehr nett und das Café ist Treffpunkt für die Einheimischen und Friedhofsbesucher.
Gefällt dir die Linie 5 in Nürnberg?
Kennst du auch schon den zweiten Teil – den Streckenabschnitt vom Hauptbahnhof bis zum Tiergarten?
Lass mir gerne einen Kommentar da – ich freue mich!
Ich wünsche dir viel Spaß bei deinen Entdeckungen !
Zusammen mit der Bloggerkollegin und Knigge-Beraterin Angelika Neumann habe ich Mitte Juli Nürnberg erkundet. Dabei haben wir uns auch über höfliches Verhalten in der Straßenbahn und im Bus unterhalten. Sei gespannt auf ihre Tipps. Sie folgen in Kürze.
[…] Viel alte Industrie kannst du beim Blick aus dem Fenster der Straßenbahn zwischen den Haltestellen „Frankenstraße“ und „Trafowerk“ in Nürnberg erhaschen. Auch das gehört für mich zu einer richtigen Stadterkundung dazu! Hinkommen? Straßenbahnlinie 5 in Nürnberg ab Hauptbahnhof Richtung Süden. […]
[…] Heike Juli 25, 2019 Kommentare0 Netzplan Nürnberg, Straßenbahnlinie 5 grün. Quelle: VAG […]
[…] Fahr mal Linie 5 in Nürnberg – Teil 1 Südstadt […]