So viel Zeit muss sein

Entdeckung am HW5: Das Uhrmachermuseum in Bad Wurzach

Ich war ehrlich gesagt sehr skeptisch, ob ich mich eineinhalb Stunden lang für Uhren interessieren könnte. Doch es wurde die interessanteste Einführung ins Uhrmacherhandwerk, die ich mir vorstellen konnte.

Der Laden mit dem kleinen Uhrenmuseum wirkt auf den ersten Blick unscheinbar. Er liegt an der Hauptstraße von Bad Wurzach, die Auslage so, wie man sie von einem Uhrmacher in Oberschwaben erwartet: nicht stylisch, eher etwas aus der Zeit gefallen, irgendwo in den 1980er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Das Uhrenmuseum selbst umfasst nur eine kleine, abgetrennte Ecke des Ladens.

Vor dem Uhrmachergeschäft traf ich zwei Frauen; eine von ihnen, mit Hut und Creme im Gesicht, wollte offenbar auch hinein. Die Inhaberin war gerade noch dabei, liebevoll einen Wecker als Geschenk einzupacken. Dann meinte sie: „Okay, für zwei lohnt es sich.“ Nachher, sagte sie, sollten wir ihr sagen, ob die eineinhalb Stunden langweilig gewesen seien.

Frau Westermayer beginnt zu erzählen – und es wird die interessanteste Einführung in die Uhrengeschichte und das Uhrmacherhandwerk, die ich mir vorstellen konnte. Wir dürfen anfassen, staunen und die winzigen Räderwerke durch die Lupe betrachten.

Zunächst erklärt sie, wie eine mechanische Uhr überhaupt funktioniert: das Zusammenspiel von Räderwerk, Anker und Pendel. Aha – in den Grundzügen verstanden. Dann spannt sie den Bogen von den großen Kirchturm- und Standuhren zu den Taschenuhren. Filigranste Handarbeit, das Zusammensetzen einer solchen Uhr, die immer komplexeren Komplikationen, je aufwendiger das Werk wurde. Schließlich erfuhren wir auch, wie sich die Taschenuhr zur Armbanduhr wandelte.

Ich bin beeindruckt von der Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten und der mechanischen Raffinesse. Doch für mich wäre der Beruf des Uhrmachers nichts, es ist eine extreme Friemelei. Aber für die Tochter der Protagonistin schon: Svenja Brauchle übernimmt ab Januar 2026 den Laden und führt das Unternehmen in fünfter Generation fort. Das Geschäft ist weit über die Grenzen Oberschwabens hinaus als „Uhrenflüsterer“ bekannt.

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Uhrmachermuseum
Markstraße 20
88410 Bad Wurzach

Geöffnet: Mo bis Sa 9 -1 2.30 Uhr
Mo bis Fr 14 – 18 Uhr
Jeden Mittwoch ist um 15 Uhr eine Museumsführung

Eintritt frei
Weitere Informationen: www.uhrmachermuseum.de

Zum Weiterlesen – meine Wanderung auf dem HW5 rund um Bad Wurzach:

HW 5 – Tag 25: Über die Grabener Höhe ins Wurzacher Ried

HW 5 – Tag 26: Von Bad Wurzach nach Gospoldshofen

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