Unser letzter Wandertag im Lautertal. Wir haben Spaß am Kanal und lernen, wie das Lauterwasser zur Stromerzeugung genutzt wird. In der Sonne tummeln sich noch einmal die Schmetterlinge. Beim Kloster Obermarchtal verabschieden wir uns von der Großen Lauter und begrüßen die Donau.
HW 5
2. Oktober 2021 | Tag 18
11,2 Kilometer
diesig, heiter bis wolkig
16,0 Grad
Um zehn Uhr morgens brechen wir am Parkplatz in Unterwilzingen auf. Es ist noch relativ frisch, Frühdunst hängt über dem Tal. Schroffe Felsen begleiten jetzt den Weg und wir passieren die engste Stelle des Lautertals. Der Weg geht gemächlich bergab, wir wandern ganz entspannt und unangestrengt.
Aus Wasser wird Strom
Knapp zwei Kilometer flussabwärts zweigt ein Kanal von der Lauter ab und führt ein Großteil des Wassers talabwärts bis zum Elektrizitätswerk an der Laufenmühle.
Der Kanal stammt aus den 1920er-Jahren. Er verläuft an zwei Stellen als „schwäbisches“ Aquädukt übers Tal und an anderen Stellen im Tunnel durch den Fels. Kurz vor der Laufenmühle wird das Wasser aus dem Kanal in ein Rohr geleitet, damit es mit gleichmäßigem Druck auf die Turbinen trifft. Bei einer Fallhöhe von 25 Metern ist der Druck sehr hoch. Immerhin 250 Privathaushalte können im Jahresdurchschnitt mit dem Strom aus dem E-Werk der Lautermühle versorgt werden. Es gibt Infotafeln, die die Technik ausführlich beschreiben. Aber ehrlich, mich interessiert die Stromerzeugung nicht so sehr, ich genieße lieber den Blick auf die Burgruine Reichenstein und schaue mir die Laufenmühle an.
Laufenmühle
Die Mühle ist groß und herrschaftlich. Das Hauptgebäude wurde mit Steinquadern aus Kalktuffstein verziert. Kalktuffstein kommt auf der Alb häufig vor. Wie solche Steinquader in Form gesägt wurden, zeigt eine restaurierte Steinsäge beim Picknickplatz in der Nähe der Mühle.
Vom Picknickplatz zweigt auch ein Wanderweg ins wildromantische Wolfstal ab. Das soll besonders im Frühjahr sehr schön sein, wenn die Märzenbecher blühen. Wir legen eine Pause ein, verdrücken unsere Brezel und entdecken, dass der Hauptwanderweg HW 7 ab der Brücke den HW 5 begleitet.
Naturparadies Große Lauter
Lauterach selbst fanden wir nicht so interessant, aber hinterm Ort wird das Tal der Großen Lauter noch einmal wildromantisch und naturnah. Auf einem Abschnitt mit mannshohen Brennnesseln, Disteln und Schilf flattern noch ein paar Schmetterlinge in der Sonne. Außer uns ist niemand da und wir genießen die Naturidylle. Wir werfen bunte Blätter aufs Wasser und beobachten, wie sie im Tunnel verschwinden und auf der anderen Seite wieder herauskommen. Schade, dass wir kein kleines Bötchen dabei haben. Der Kanal läuft bis zum Elektrizitätswerk der Barmherzigen Schwestern vom Kloster Untermarchtal.
Die Große Lauter trifft auf die Donau
Ja, und dann fließt die Große Lauter doch noch in die Donau. Die Mündung liegt ganz unspektakulär an einem sehr versteckten Platz, der ziemlich zugewachsen ist. 42,5 Kilometer hat sie von ihrer Quelle bei Gomadingen bis hierher zurückgelegt und über 160 Meter an Höhe verloren. Die Lauter ist im Vergleich zur Donau ganz schön schnell unterwegs, ihr Wasser vermischt sich mit dem Donauwasser und fließt dann noch 2.600 Kilometer bis zum Schwarzen Meer.
Kloster Obermarchtal
Wir sind jetzt auf dem Donauradweg unterwegs. Mit der Stille ist es vorbei, immer mehr Radfahrer überholen uns. Es folgt eine große Wiese, auf der sich die Kanuten sammeln, nahe der Einstiegsstelle überqueren wir die Donau. Von der Brücke hast du einen herrlichen Blick auf das Kloster Obermarchtal, das hoch oben auf der anderen Seite thront. Zur Begrüßung beginnen just in diesem Moment die Glocken des Münsters zu läuten…
Es geht Stufen und Treppen hinauf und oben vor der Kirche sehen wir, warum die Glocken läuten. Ein junges Paar will sich das Ja-Wort geben und soeben zieht die Hochzeitsgesellschaft ins Münster ein. Na, dann wünschen wir den beiden doch mal alles Glück dieser Welt.
Leider hat der Klostergasthof wegen einer geschlossenen Gesellschaft (nein, es sind nicht die Hochzeitsgäste) keinen Platz für uns. Schade, im ersten Moment war ich sehr enttäuscht, denn auf ein zünftiges Mittagessen hatte ich mich gefreut. Weit und breit auch keine Alternative in Sicht. Doch dann haben wir einen Wurstautomaten beim Metzger gefunden, unsere Brötchen mit leckerem Aufschnitt belegt und auf dem Spielplatz beim Kloster verzehrt. Diese 24-h-Automaten sind eine gute Alternative, wenn samstags nach zwölf und feiertags schon alles geschlossen hat.
Bergauf Richtung Bussen
Unser Intermezzo mit der Donau ist sehr kurz, denn selbige lassen wir im Tal zurück und marschieren auf einem geteerten Feldweg bergauf Richtung Wald. Ein Bauer fährt mit großen Maschinen Mais ein. Wir wandern an der kleinen Schreykappelle, die an Pestzeiten erinnert, vorbei und unterqueren die Bundesstraße. Beim Blick zurück sehen wir die Zwiebeltürme des Klosters. Das letzte Stück führt durch den Wald und dann erreichen wir irgendwo im nirgendwo bei Hausen am Bussen den Soldatenfriedhof mit den lustigen Türmchen am Eingang.
Bis zum Bussen, dem heiligen Berg Oberschwabens, sind es noch elf Kilometer. Die heben wir uns für den nächsten Wandertag auf, denn am Nachmittag wollen wir uns noch mit Freunden in Münsingen treffen.
Übernachtungstipp
Hofgut Hopfenburg – hier haben wir im September übernachtet
Und weil wir an diesem Wochenende zum letzten Mal in Münsingen übernachten, stelle ich dir jetzt noch das Hofgut Hopfenburg vor. Neben normalen Stellplätzen bietet der Campingplatz auch Übernachtungen im Tipi, in der Jurte, im Schäfer- oder Zirkuswagen an. Es ist ein riesiges Bauernhofgelände mit Tieren und Spielscheune und einer Festtagsscheune in der gefeiert werden kann.
Die Lage ist sehr schön oberhalb von Münsingen. Hier hatten wir im September unseren Wohnwagen stehen. Empfehlen wir gerne weiter!
https://www.hofgut-hopfenburg.de