Buchrezension:
Europa mit dem Zug

Bahnreisen sind in. Und gerade in Europa bieten sie sich als gute Alternative zum Auto oder Flugzeug an. Heute stelle ich dir zwei Bücher vor, die Lust machen auf das Reisen auf Schienen. Sie tragen nahezu den gleichen Titel und sind doch sehr unterschiedlich: „Entdecke Europa mit dem Zug “ von Lonely Planet und „Europa mit dem Zug – Geheimtipps von Freunden“ erschienen im Reisedepeschen-Verlag.

1Buchrezension „Europa mit dem Zug“ von Lonely Planet

Lonely Planet zählt zu den Pionieren der Reiseliteratur und hatte schon immer ein Faible für Bahnreisen. Nach den „Legendären Zugreisen der Welt“  in 2018 hat der Verlag nun ein Werk speziell zum Bahnreisen in Europa herausgebracht. Ausgelöst wohl auch durch die Flugscham-Diskussion.

Worum gehts?

„Dieses Buch will die Hochgeschwindigkeitsachsen kreuz und quer durch Europa vorstellen und aufzeigen, wie sie am besten für Reisen von einem Topziel zum nächsten genutzt werden können,“ lese ich auf Seite 8 in der Einleitung. Und genau das macht es dann auch. Sechs Achsen von Nordost nach Südwest, Süd nach Nord, West nach Ost usw. haben die Autoren ausgemacht. Dabei teilen sie die oft über viele Hundert Kilometer und über Ländergrenzen gehende Strecken in Etappen auf. Geben Auskunft zu den Fahrtzeiten, schönen Etappenzielen, aber auch zu Abstechern und lohnenden Umwegen.

Wie ist das Buch aufgebaut?

Das Buch beginnt mit einem umfangreichen Einleitungsteil zum Bahnreisen allgemein. In „Willkommen an Bord“ wird die Geschichte der Eisenbahn angerissen und es finden sich nach Ländern sortiert Infos zum Ticketkauf, zu den Zugklassen und Besonderheiten, die einem im Zug erwarten könnten. Allem vorangestellt ist eine übersichtliche Aufklappkarte, die alle Hauptachsen in Europa aufzeigt.

Super: Eine Aufklappbare europakarte mit den wichtigsten Zugverbindungen.

Jeder Hauptachse widmen die Autoren rund 30 Seiten. Alle Kapitel beginnen mit einer Doppelseite auf der sich links die Streckenkarte befindet. Dann folgen der Überblick und die Beschreibung der Etappen mit Infos zu den wichtigsten Bahnhöfen (Eisenbahnknoten), Städten und Sehenswürdigkeiten. Zum Schluss kommen kurz und kompakt die Zeitangaben. Bei den Hauptachsen dreht sich alles um die möglichst schnelle Verbindung von A nach B.

Blick ins Buch

Manchmal machen jedoch gerade die Nebenstrecken durch reizvolle Landschaften das Zugfahren zum Vergnügen. Deshalb gibt es zu jeder Hauptachse auch Vorschläge für Abstecher und Umwege.

Was hat mir gut gefallen, habe ich etwas vermisst?

Das Buch ist super übersichtlich, weil es sich aufs Wesentliche konzentriert. Am besten haben mir die Karten gefallen. Und ich habe zum ersten Mal so richtig erkannt, dass es auch für den Zugverkehr so etwas wie „Autobahnen“ gibt.  Die Aufmachung mit Hardcover und schönen Fotos machen es hochwertig, Format und Papierstärke aber zu schwer fürs Handgepäck. Also nichts für unterwegs, sondern besser geeignet für den Ohrensessel daheim. Die Fotos sind wunderschön und zeigen gängige Motive, sodass der Wiedererkennungswert sehr hoch ist. Für mich dennoch kein Bildband, da die praktischen Infos und die Karten im Vordergrund stehen.

Vermisst habe ich bei den Streckenbeschreibungen konkrete Angaben zur Buchung. Ich fands ein bisschen umständlich, dass ich die erst wieder im Einleitungskapitel nachlesen musste, welches Eisenbahnunternehmen mich transportiert.

Für wen ist das Buch geeignet?

• Für alle, die überlegen, den nächsten Urlaubsort in Europa nicht mit dem Auto oder Flugzeug, sondern mit dem Zug anzusteuern. Und besonders diejenigen, die so etwas noch gar auf dem Schirm hatten, werden überrascht sein, wie gut das geht!
• Hier geht es nicht um Sonder- und Luxuszüge, sondern ganz normale Verbindungen.

2Buchrezension „Europa mit dem Zug“ vom Reisedepeschen-Verlag

Marianne Hillmer und Johannes Klaus haben als Reiseblogger angefangen und später den kleinen, aber feinen Reisedepeschen-Verlag gegründet. In der Bloggerszene sind sie bestens vernetzt und können auf viele Co-Autoren zurückgreifen. Und Blogger sind oftmals schneller an neuen Trends dran. So haben sie schon 2022 das Europa-Zugreisebuch herausgebracht, dass ich dir hier vorstelle.

Buchangaben:

 

Europa mit dem Zug. Geheimtipps von Freunden.

Autorinnen und Autoren: Cindy Ruch und Andrea Leindl, Martin Blum, Mela Hipp, Nicole Biarnés, Noam Schaulin, Sandra Wickert, Sarah Emminghaus, Sebastian Wilk
Hrsg. v. Reisedepeschen Verlag, Berlin, 2022, 192 S.
22 €, ISBN 978-3-96348-016-4[/two_colums]

Worum geht’s?

Dieses Reisehandbuch zeigt euch die schönsten Zugfahrten und die Streckennetze von 43 Ländern in Europa und wie ihr von Deutschland, Österreich und der Schweiz dorthin gelangt. Bahnprofis verraten ihre Lieblingsstrecken und geben unbezahlbare Tipps. (Quelle: Klappentext).

Wie ist es aufgebaut?

Das Buch hat 38 Länderkapitel (manchmal sind 2-3 Länder zusammengefasst), die sich über zwei bis vier Seiten erstrecken. Klingt erstmal nach nicht viel pro Land, aber du wirst staunen, wie viele Infos sich unterbringen lassen. Lieblingsstrecken werden genauso vorgestellt wie Züge, Infos zu Fahrkartenkauf und Preisen. Das Kapitel beginnt mit einer Streckenkarte und schließt mit den Anreiseinfos aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zum vorgestellten Land. Ganz zum Schluss gibts noch einen passenden Bucht-Tipp für unterwegs.

Richtig persönlich wird das Buch, wenn die Autoren und Gastautoren den Leser mitnehmen, auf eine ihrer Lieblingsstrecken. Du liest los und Schwupps sitzt du schon mittendrin im Zug und tauchst ein in diese wunderbare Welt aus Rattern und Pfeifen, Ankommen und Abfahren und aus dem Fenster schauen.

Was hat mir gut gefallen, habe ich etwas vermisst?

Gut gefallen haben mir die detaillierten Infos zum Land inklusive Fahrkartenkauf und Preisen. Wohlweislich fügen die Autoren an, dass sich Preise jederzeit ändern, aber so hat der Leser zumindest in etwa eine Orientierung an der Hand.

Die Blogger- und Autorenberichte verleihen dem Buch den persönlichen Touch. Sehr schön finde ich die Verlinkung zum Blog, dann kann ich gleich dort weiterstöbern. Das Buch ist mit Liebe gemacht, das spürst du nicht nur bei den Tipps für die Bahnlektüre. Auch die Fotoauswahl ist besonders. Es sind schöne, aber nicht die allseits bekannten Motive. Das Buch hat ein handliches Format, ist schön gestaltet und auf jeden Fall supergut geeignet fürs Handgepäck.

Die Orts- und Länderbeschreibungen beschränken sich meist auf die geografische Einordnung. Tipps zu Sehenswürdigkeiten gibts wenig bis gar nicht. Das hätte wahrscheinlich den Rahmen gesprengt.

Für wen ist das Buch geeignet?

Für alle, die eine Zugreise machen möchten und  verschiedene Länder miteinander vergleichen möchten.

Für alle, die überlegen, den nächsten Urlaubsort in Europa nicht mit Auto oder Flugzeug, sondern  mit dem Zug anzusteuern.

Mein Fazit

Beide Bücher haben mich für meine anstehende Reise nach Budapest und Bukarest super inspiriert. Die Streckenkarten finde ich bei Lonely Planet etwas besser gelungen, dafür punktet der Reisedepeschen-Verlag mit konkreten Preisangaben und Links zu Blogs und Eisenbahnunternehmen und behandelt alle Länder. Zu Rumänien beispielsweise bin ich bei Lonely Planet nicht fündig geworden, weil es nicht an einer Hauptachse liegt.

Wohin geht deine nächste Reise mit dem Zug?