„Ich geh wandern“ – Tag 16 auf dem HW 5 –
Die schönste Aussicht im Lautertal

Entlang der Großen Lauter kann man wunderbar radeln oder entspannt auf dem Flüsschen mit dem Kanu fahren. Warum ich trotzdem das Wandern bevorzuge? Weil der Wanderweg HW 5  immer wieder das Tal verlässt und auf die Höhen führt. Das ist zwar schweißtreibend, bringt mich aber zu wunderbaren Aussichten, die die „Untenbleiber“ nicht sehen. Es folgen sechs Kilometer Burgeneroberung.

HW 5
24. September 2021 | Tag 16
6 Kilometer
sonnig
20 Grad

Gegen Mittag mache ich mich auf den Weg, die unerledigten sechs Kilometer von gestern zu absolvieren. Same procedure as last day: Das Auto stelle ich unten am Parkplatz der Burg Derneck ab und fahre dann mit dem Linienbus bis Bichishausen. Mit der Albcard ist das super, ich muss kein Ticket lösen, nur den Pass vorzeigen.

Start am Bootshaus in Bichishausen

Ausgangspunkt der heutigen Wanderung ist das Bootshaus in Bichishausen. Es ist Mittagszeit und ich hatte nicht gefrühstückt, also  erst einmal rein in den Biergarten. Die Kässpätzle sehen nicht nur schön aus, sondern schmecken auch gut. Zum Abschluss genehmige ich mir noch einen Walnuss-Krokant-Becher. Damit ist eine ordentliche Grundlage für die bevorstehende Wanderung geschaffen.

Wie gehts weiter? Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Kanu?

Das Bootshaus mit Biergarten hat auch einen Kanuverleih. Oder besser: Der Kanuverleih hat einen Biergarten, denn der war zuerst da. Geplant war das Bootshaus als Servicestation für die Kanukunden. Inzwischen ist es DER Treffpunkt im Lautertal für alle, die sehen und gesehen werden möchten. Das Wetter wäre heute ideal für eine Bootstour und kurz überlege ich, ob ich das nicht machen soll. Von Hundersingen fährt man mit dem Kanu vier Kilometer abwärts bis Gundelfingen. Das Ganze dauert aber 1,5 Stunden und ich müsste erst noch ein Zeitfenster buchen. Dann würde ich heute wieder nicht zur Burg Derneck kommen. Also nix mit Kanu, zu Fuß geht es weiter.

An der Großen Lauter

Ich marschiere auf der Fürstenbergstraße durch Bichishausen. Über dem kleinen Ort wacht die  Felsenburg, die lasse ich aber rechts liegen und gehe schnurstracks auf die Pfarrkirche mit dem Zwiebelturm zu. Anschließend folge ich dem Lautertalradweg. In den Gärten blühen Astern, Sonnenblumen und Sonnenhut, es riecht nach frisch gemähtem Gras. Am Ortsausgang gibt es einen schönen Spielplatz mit Liegewiese und Grillmöglichkeit… ja touristisch ist das Tal der Großen Lauter sehr gut erschlossen. Auf dem Radweg ist schon mächtig was los, der Freitagnachmittag lockt die ersten Wochenendausflügler auf die Alb. Wanderer und Radfahrer nutzen im Tal den gleichen Weg und ein bisschen beneide ich die Radler, kommen sie doch schneller voran.

Warum dieser kleine Fluss wohl „Große“ Lauter heißt, frage ich mich beim Weitergehen. Für mich ist die Lauter ein niedliches Bächlein, kaum breiter als zwei bis drei Meter. An der Brücke vor Gundelfingen warten zwei Angestellte des Kanuverleihs auf die Kanuten. Sie erklären mir, dass aus Naturschutzgründen die Touren nicht am Wochenende angeboten werden und das die Saison am 1. Oktober endet. Schade eigentlich, denn im Moment sei das Wetter besser als im August.

Burgruine Hohengundelfingen

Der HW5 verlässt jetzt den Lautertalradweg. Er führt hinter der Kreuzung steil den Gundelfinger Weg hoch und ein paar Hundert Meter später dann rechts als schmaler Pfad in den Wald hinein. Ich bin froh, dass ich jetzt im Schatten wandere. Klar, eine Burg liegt so, dass sie schwer zu erobern ist. Der Weg schlängelt sich stetig bergauf, Felsbrocken liegen verstreut im Wald. Und dann erreiche ich auf 725 Meter N.N. die Ruine Hohengundelfingen. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut und war eine mächtige Burganlage. Zwischen den Mauerresten finden sich auch heute noch schönen Ecken zum Sitzen und Verweilen. Begnadet ist die Aussicht! Man sieht sehr schön, wie die Lauter im großen Bogen Gundelfingen umfließt und in schönen kleinen Bögen Richtung Anhausen mäandert.

Am höchsten Punkt der Festung kannst du durch ein Fernrohr schauen und an klaren Tagen sogar bis zu den Alpen sehen. Die Ruine Hohengundelfingen liegt an mehreren Rundwegen („hochgeswiggert“) und ist gut besucht. Bewirtet wird sie nicht, aber es ist ein herrlicher Platz zum Vespern und Picknicken. Den Abstieg nimmt der HW 5 über einen felsigen, steinigen Pfad bis zum Wittstaig. Auf diesem Kilometer warnen Tafeln vor erhöhter Steinschlaggefahr.

Am Landgasthof Wittstaig überquere ich die Lauter und wandere dann Achtung! ein paar Meter rechts zurück, bevor der HW 5 wieder links in den Wald führt. Vor dem nächsten Aufstieg genieße ich noch einmal den Blick vom Tal auf die Ruine Hohengundelfingen.

Über das „Breitle“ zur Burg Derneck

Im Wald bin ich wieder alleine unterwegs. Bis zum Waldrand geht es bergauf, dann folge ich dem Hohlweg am Hang entlang. Von der Wacholderheide hast du einen schönen Ausblick aufs Lautertal. Noch einmal rein in den Wald und dann erreiche  ich schon die Burg Derneck. Diese  liegt wunderschön auf einem Bergsporn.

Ein holzgeschnitzter mannshoher Ritter begrüßt die Wanderer am Eingang. Sieht aus wie der auf Burg Lichtenstein. Die Burg selbst ist noch gut in Schuss und wird vom Schwäbischen Albverein als Wanderheim genutzt. Du kannst dort in Sechser-Zimmern und Schlafsälen übernachten. Bei Radler und Zwiebelkuchen unterhalte ich mich mit den Wirtsleuten und ihren Bekannten. Alles Älbler und die meisten wohl aus dem nahe gelegenen Münzdorf. Das schließe ich daraus, dass sie überzeugt sind, dass es sich hier oben anders lebt als im Tal. Ich lerne, Georg Geiselhart, den letzten Köhler seiner Zunft kennen. Inzwischen hat der über 80-Jährige das Geschäft an seinen Neffen übergeben, der die Köhlerei hobbymäßig weiterführt. Zwei Mal im Jahr werden die Kohlenmeiler noch angezündet – an Pfingstmontag und dann noch einmal im August. Es ist ein kurzweiliges Gespräch und dabei stellt sich auch heraus, dass sie sogar den Alt-OB von Vaihingen/Enz kennen. „Ja, der Herr Kälberer war doch auch schon Bürgermeister von Münsingen. Und sehr beliebt. Und Zigarre hat er geraucht…“ So klein ist die Welt. Zum Abschluss erhalte ich noch den Tipp, mir vor Lauterach den Kanal genauer anzuschauen.

Aber das kommt später. Für heute habe ich das Etappenziel erreicht und bin ganz zufrieden mit dem Nachmittag.

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