5 Tage Berlin, 5 Tage U5 – Berlinsplitter Tag 1

Wie kommt die Tasse vors Brandenburger Tor?

„Fahr mal Linie U5 in Berlin“, das mache ich anlässlich der Eröffnung „Museumsinsel“  fünf Tage lang und berichte Tag für Tag, was ich erlebe und rechts und links der Strecke entdecke .

Warum ich nach Berlin fahre?

Klar, Berlin ist immer eine Reise wert, doch dieser Städtetrip hat einen konkreten Anlass: „Wir machen mal einen auf! Am 9. Juli 2021 wird der neue Bahnhof Museumsinsel an der Linie U5 in Betrieb gehen. Damit ist dann das Großvorhaben „Lückenschluss der U5“ weitgehend abgeschlossen“, lese ich in der Pressemitteilung der Berliner Verkehrsbetriebe BVG, die Ende Juni in mein Postfach flattert.

Wie genial. Das ist die Gelegenheit, die Ost-West Verbindung der Hauptstadt zu entdecken. Der Termin kommt ein bisschen plötzlich (die Eröffnung war ursprünglich für den Herbst geplant), aber ich bin ja ein spontaner Mensch. 5 Tage Berlin, 5 Tage U5 – meine Idee ist geboren. Nun gilt es nur noch, die Unterkünfte zu organisieren. Ich entscheide mich dafür, jede Nacht an einem anderen Ort entlang der Strecke zu verbringen, von der Mitte bis zum östlichen Ende und wieder zurück. Ein besonderer Dank gebührt Tourismus Berlin, der mich großzügig mit einer 5-Tage-Berlin-Welcome-Card unterstützt. Die Übernachtungskosten trage ich jedoch selbst, denn diese Reise soll nicht nur ein Abenteuer, sondern auch eine authentische Erfahrung sein.

Donnerstag, 8. Juli 2021

Berlinsplitter Tag 1 oder wie kommt die Tasse vors Brandenburger Tor 

Berlin U5
Hauptbahnhof

Donnerstag geht es dann ganz früh los. Alles läuft gut, es gibt keine Hagelstürme unterwegs und die Bahn ist pünktlich. Gegen elf komme ich in Berlin an.

Licht, hell und sehr geschäftig empfängt mich der Hauptbahnhof. Auf der oberen Ebene sehe ich die S-Bahnen vorbeifahren. Das gefällt mir. Doch das ausführliche Erkunden des Bahnhofs verschiebe ich auf später. Stattdessen besorge ich mir schnell meine Welcome-Card an der Tourist-Information, schließe meinen Koffer ein und mache mich auf den Weg Richtung Invalidenstraße. Mein erster Halt steht an: der Hamburger Bahnhof. Nicht zum Weiterfahren, sondern um Kunst zu erleben…

Kunst im Hamburger Bahnhof

Der Hamburger Bahnhof ist schon längst kein Bahnhof mehr, nach etlichen Zwischennutzungen dient er seit 1996 als Museum für Gegenwartskunst. Sein Charakter als Bahnhof ist jedoch noch immer spürbar, und schon lange hatte ich den Wunsch, diesen Ort zu erkunden.

Drei Ausstellungen sind zu sehen: Eine Hommage an Joseph Beuys zum 100. Geburtstag, Plakate und Kunstwerke rund um Ökologie und Umwelt sowie ein monumentales Werk von Pauline Curnier Jardin, das die große Halle des Bahnhofs dominiert. Ihre Videoinstallation „Fat to Ashes“ ging mir richtig an den Magen. Mit brutaler Genauigkeit beleuchtet die Künstlerin  gesellschaftliche Rituale und verwebt Sequenzen einer süditalienischen Prozession mit Ausschnitten vom Kölner Karneval und dem Schlachten eines Schweins. Sehr eindrücklich und sehr gut, aber definitiv „Hard Stuff“. Selbst Joseph Beuys verblasste daneben.

 

Besuch beim U-Bahn-Tassen-Mann

Tom Baecker macht Tassen! Und zwar ganz besondere. Und deshalb habe ich meine eiserne Regel, mich nie weiter als zehn Minuten zu Fuß von der U5-Strecke zu entfernen, gebrochen, um seinen Laden nördlich des Prenzlauer Bergs an der Prenzlauer Promenade zu besuchen. Auf Instagram waren mir Toms Tassen aufgefallen, die sich ausschließlich den Motiven der U-Bahnhaltestellen widmen. Ich finde die Berliner Kachelmotive so schön, dass ich ihn spontan besucht habe. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und viel über alte und neue U-Bahn-Stationen gequatscht. Am Ende nehme ich einen Karton voller Tassen mit auf meine Entdeckungsreise. Ob ich noch alle Tassen im Schrank habe? Das bleibt abzuwarten!

Schau mal, das sind die Berliner U5-Haltestationen im Tassenformat:

Vom Hauptbahnhof unten links bis nach Kienberg rechts oben zu den Gärten der Welt. Die weiße Tasse steht für die Museumsinsel, die noch für die Öffentlichkeit freigegeben wird. Und als Ergänzung dazu der Streckenplan der U5 in Berlin.

Streckenplan U5 Berlin

Die Zeit bei Tom vergeht wie im Flug und mit dem Karton unterm Arm mache ich mich schließlich um halb fünf auf den Weg zum Hotel. Vom Hauptbahnhof fahre ich die U5 bis „Unter die Linden“ und lege die letzten Meter zu Fuß zurück, da die U-Bahnstation Museumsinsel noch gesperrt ist.

Mein Hotel liegt neben dem Auswärtigen Amt

Berlin U5
Museumsinsel

Für meine erste Nacht habe ich mir das Arcotel John F. Berlin ausgesucht. Es befindet sich am Werderschen Markt, direkt neben dem Auswärtigen Amt und ist nur ein paar Meter von der neuen U-Bahnstation Museumsinsel entfernt. Die amerikanische Einrichtung finde ich lustig, aber ok für den Ort. Vom Hotelzimmer könnte man beinahe Außenminister Maas auf den Schreibtisch schauen. Und mein Paket mit den Tassen habe ich natürlich auch dabei.

Erste Inselluft schnuppern

Später unternehme ich einen ersten Erkundungsgang auf die Museumsinsel. Das Schloss, der Dom und das Humboldtforum erstrahlen im warmen Abendlicht. Ich schlendere über den Lustgarten bis zum Kolonnadenhof, wo um 19 Uhr die Kolonnaden-Bar öffnet. Kühle Drinks, eine Diskussion zum Thema Sehnsucht und Musik verspricht das Programm, ich bin gespannt.

Beim Einlass bekomme ich einen Zettel in die Hand gedrückt, mit Gemälden von Cézanne, Kirchner, Albers und Barnet Newman darauf. Mit einem Drink in der Hand suche ich mir einen gemütlichen Liegestuhl aus. Es ist die erste Veranstaltung nach dem Lockdown, und alle freuen sich, wieder gemeinsam etwas Schönes erleben zu können: Die Moderatorin, der Kunsthistoriker, der Neurophysiologe von der Charité und die bunte Gästeschar. Ein solches Erlebnis gibt es nur in Berlin – unterschiedlichste Menschen treffen aufeinander und tauschen sich über Kunst aus. Mit den Klängen von DJ Stobocop im Ohr blicke ich später über die Spree auf den Alexanderplatz und genieße den Moment. Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Nachts – Rausgefahren zu den neuen U-Bahnstationen

Berlin U5
Brandenburger Tor
Unter den Linden

Um Mitternacht statte ich den neuen U-Bahnstationen „Brandenburger Tor“, „Unter den Linden“ und „Rotes Rathaus“ einen ersten Besuch ab. Sie sind ebenfalls im Zuge des Projekts „Lückenschluss“ entstanden und seit dem 4. Dezember 2020 in Betrieb. Mit diesem Eindrücken bin ich auf den nächsten Tag gut vorbereitet.

Bei der Gelegenheit mache ich auch die ersten Fotos mit Toms Tasse vor dem Brandenburger Tor? Wie findest du sie?

 

  1. Anonymous

    „Fahr Mal hin,
    ist einer meiner Lieblingssendungen.

    Diese ist wieder Mal sehr interessant
    geschildert und man möchte gleich
    dabei sein und Heike begleiten.
    Ulrike

  2. Hallo Heike, was für wunderbare Fotos und Einblicke von Deiner Fahrt mit der U5 in Berlin. Und ich als Berlinerin erfahre sogar neues. Die Tassen kannte ich noch nicht. Sie sind großartig. Weiterhin gute Fahrt, Doreen

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