U5 in Berlin – jeder U-Bahnhof ist ein Unikat

Eine Fahrt mit der U5 ist eine Reise durch die Geschichte Berlins. DDR-Bahnhöfe jetzt unter Denkmalschutz

Die einen sind bunt, die anderen edel, die dritten schlicht. Fotogen sind sie allemal. Wenn du in die U-Bahnlinie U5 in Berlin steigst, wirst du feststellen, dass die Bahnhöfe sehr unterschiedlich aussehen. Die ältesten wurden in den 1920er-Jahren gebaut, die jüngsten knapp 100 Jahre später. Jeder Bahnhof ist ein Zeitzeuge seiner Zeit und erzählt eine eigene Geschichte. Neben dem U-Bahnhof Samariterstraße stehen jetzt auch die neun DDR-Bahnhöfe zwischen Tierpark und Hönow  unter Denkmalschutz. In diesem Blogbeitrag stelle ich dir einige vor, die es lohnt, näher anzuschauen.

Die Geschichte der U-Bahnlinie U5 in Berlin

Eröffnung Weihnachten 1930

Seit nahezu 120 Jahren gibt es die U-Bahn in Berlin und die Linie 5 ist mit 22,4 Kilometern eine der längsten Linien. Der älteste Streckenabschnitt der Linie U5 liegt zwischen Alexanderplatz und Friedrichsfelde und umfasst zehn Bahnhöfe. Sie wurden in den späten 1920er-Jahren gebaut. Die Einweihung der damals neuen Linie E findet 1930 drei Tage vor Heiligabend statt. Was war das für ein Weihnachtsfest! Wahrscheinlich sind am ersten Weihnachtstag alle Berliner U-Bahn gefahren.

Zweiter Weltkrieg und Teilung der Stadt

Danach passiert erst mal lange nichts, der Zweite Weltkrieg folgt und im Anschluss die Teilung Berlins. Die Linie 5 fällt in den Ostteil der Stadt. Die Bahnhöfe waren zum Teil schwer beschädigt, sie werden notdürftig repariert und obendrüber die Karl-Marx-Allee  und die Frankfurter Allee (früher Stalin Allee) angelegt.

Streckenausbau zu DDR-Zeiten

In den 1970er-Jahren verlängert man die Strecke bis zum U-Bahnhof Tierpark. Damit die neuen Wohnsiedlungen in Marzahn und Hellersdorf Anschluss an die City haben, erfolgt in den späten 1980er-Jahren der oberirdische Ausbau bis U-Bahnhof Elsterwerder Platz (1988) und weiter bis U-Bahnhof Hönow (1989).

Wendezeit: Aus E wird U5

Der Fall der Berliner Mauer läutet eine neue Ära ein. Die Linie E wird nun in U5 umbenannt.

Jahrtausendprojekt: Die Kanzler U-Bahn (U55)

1995 starten die Bauarbeiten für die Verlängerung ab dem Brandenburger Tor in Richtung Westen. 2009 ist der 1,8 Kilometer lange Abschnitt bis Berliner Hauptbahnhof fertig, dazwischen befindet sich der neue Halt „Bundestag“. Weil die Strecke noch nicht an den Alexanderplatz angeschlossen ist – erhält sie die eigene Linienbezeichnung U55.

Lückenschluss zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz

Elf Jahre dauern die Arbeiten für den Abschnitt vom Alexanderplatz bis zum Brandenburger Tor. Auf den 2,2 Kilometern entstehen die Bahnhöfe „Unter den Linden“, „Rotes Rathaus“ und „Museumsinsel“. Im Dezember 2020 fahren die ersten Züge, im Juli 2021 folgt die Eröffnung des U-Bahnhofs „Museumsinsel“.

Der ältesten U-Bahnhöfe: Alexanderplatz und Samariterstraße

Der älteste Streckenabschnitt der Linie U5 umfasst die zehn U-Bahnhöfe vom Alexanderplatz bis Friedrichsfelde. Architekt Alfred Grenander entwarf die Bahnhöfe der Linie 5 im Stil der Neuen Sachlichkeit. Auf Schnörkelleien wurde mangels Geld verzichtet. Markantes Erkennungszeichen sind die Stahlträger mit Nieten. Da alle Bahnhöfe mehr oder weniger gleich aussahen, überlegte Grenander, wie er Orientierung schaffen konnte und verpasste jedem Bahnhof eine andere Farbe. Schillingstraße gelb, Frankfurter Allee rot, Frankfurter Tor Blau, Straussberger Platz Grün … Der Bahnhof Samariterstraße steht unter Denkmalschutz, weil er dem ursprünglichen Aussehen am meisten entspricht. Hier sind noch die Original-Fliesen von 1930 zu finden. Bei allen anderen Stationen wurden sie inzwischen durch größere ersetzt.

Jeder Bahnhof bekommt eine eigene Farbe….

Schillingstraße gelb, Frankfurter Allee rot, Frankfurter Tor Blau, Straussberger Platz Grün …

Und wie sehen die Bahnhöfe der Neuzeit aus?

Knapp 100 Jahre später haben sich die Gestalter von der Farbigkeit verabschiedet und setzen auf edles Gold, mattes Schwarz und dezentes Grau. Die Schriftzüge an den Wänden der Bahnhöfe „Unter den Linden“, „Brandenburger Tor“ und „Museumsinsel“ sehen so aus:

Die Bahnhöfe „Unter den Linden“ und „Brandenburger Tor“ wurden von den Architekten Ingrid Hentschel und Professor Axel Oestreich gestaltet. Sie verwendeten bayerischen Muschelkalk für die Wände, weißen Terrazzo für die Fußböden und stellten dazwischen schwarze, tragende Säulen.

Der Halt „Rotes Rathaus“ ist schwarz wie die Hölle …

Gänzlich dunkel wirkt der U-Bahnhof „Rotes Rathaus“ und beim Vorbeifahren frage ich mich, ob die Farbe Rot ausgegangen ist.  Schön finde ich die pilzförmigen Säulen. Architekten: Collignon Architektur, Berlin.

Die „Museumsinsel“ bekommt einen blauen Sternenhimmel

Dem jüngsten Bahnhof „Museumsinsel“ verpasste Architekt Max Dudler wieder viereckige und klobig wirkende Säulen. Dafür schmückt jetzt eine aquamarinblaue Sternendecke mit über 6.600 LED-Lichtpunkten die Gleise. Sie symbolisieren Sterne in Anlehnung an ein historisches Bühnenbild, das Karl Friedrich Schinkel 1816 für die Zauberflöte an der Staatsoper Unter den Linden schuf.

Denkmalschutz für die DDR-Bahnhöfe

Bei meinem Besuch in Berlin habe ich die Bahnhöfe weiter draußen, die in den 1970er und 80er-Jahren entstanden sind, nicht sonderlich beachtet. Sie sehen so einfach und ziemlich schmucklos aus. Und gerade deshalb hat sie das Landesdenkmalamt im November 2023 unter Denkmalschutz gestellt. Die Begründung: Es ist die einzige Strecke Berlins, die in der DDR-Zeit gebaut wurde. Die Erweiterung der U5 zwischen den Bahnhöfen Tierpark und Hönow sei daher von einzigartigem Zeugniswert für die zur Entstehungszeit geteilte Stadt. Ihre Bauweise, ihre Gestaltung und die Umsetzung mit einfachen Mitteln stünden in einem deutlichen Kontrast zu den opulenten U-Bahnhöfen, die zeitgleich in West-Berlin entstanden sind.

Ein Beispiel für solch einen DDR-Bahnhof ist die Station Kaulsdorf-Nord.

Kunst und Geschichte an der U-Bahnlinie U5 in Berlin

Eine Fahrt mit der U5 mutet an wie eine Reise durch die Geschichte Berlins. Wenn du dich umschaust, wirst du nicht nur über der Erde, sondern auch im Untergrund an den Stationen immer wieder geschichtlichen Hinweise und historische Fotodokumente finden. Ein paar Beispiele:

  • Das Ende der Stasi dokumentiert eine Fototafel an der U-Bahn-Station „Magdalenenstraße“.
  • Mauerbau und Mauerfall thematisiert der Bahnhof „Brandenburger Tor“.
  • Wiederaufbau in den 1960er-Jahren zu sehen am Bahnhof „Frankfurter Allee“
  • Ein Kunstprojekt in der „Schillingstraße“
  • Typisch Berliner Humor in „Kaulsdorf-Nord“
  • Die „Weberwiese“ zeigt Erfinder, da darf auch Daniel Düsentrieb nicht fehlen!

Wie gefallen dir die U-Bahnhöfe? Ich persönlich finde ja die aus den 1920er-Jahren am schönsten.


Zum Weiterlesen: 5 Tage U5, 5 Tage Berlin

Anlässlich der Einweihung des Bahnhofs „Museumsinsel“ war ich im Juli 2021 in Berlin und habe die U5 erkundet.

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