Die Sommerpause ist vorüber! Am 12. September wage ich mich an den Albaufstieg und wandere von Pfullingen über den Schönbergturm bis zur Nebelhöhle. Nach dem steilen Anstieg auf die Wanne genieße ich die Weite der Hochwiese und den fantastischen Rundumblick von der „Pfullinger Onderhos“.
HW 5
12. September 2021 | Tag 13
7 Kilometer
sonnig
17 Grad
Es ist Sonntag Mittag. Noch sitze ich auf dem Marktplatz von Reutlingen, genieße mein Eis und nippe am Cappuccino. Soll ich nun auf die Alb wandern oder nicht? Mit dem Bus hoch fahren und dann runterspazieren geht nicht mehr, denn den habe ich gerade verpasst. In Gedanken spiele ich Optionen für den Nachmittag durch… Es ist so herrlich sonnig und warm, ich könnte mich auch einfach ins Freibad legen. Meine beiden Männer haben schon am Morgen kundgetan, dass sie heute nicht wandern werden. Letztendlich siegt mein Ehrgeiz: ja, ich werde bis zum Schönbergturm und wenn die Zeit reicht, weiter bis zur Nebelhöhle wandern. Die Lücke, die wir in den Pfingstferien hinterlassen haben, will geschlossen werden.
Ab der „Landesziegenweide“ gehts bergauf.
Der RSV-Bus von der Linie 2 bringt mich von Reutlingen nach Pfullingen. An der Haltestelle „Sandstraße“ steige ich aus und treffe in der Johannesstraße auf die Beschilderung des HW5. Schmucke Einfamilienhäuser säumen die Straße, ich folge ihr bis zum Schönberg-Stadion. Rechts wird gekickt, linker Hand geht es am Bikepark vorbei. Der steile Anstieg folgt dann hinter dem Wanderparkplatz „Landesziegenweide“. Was für ein witziger Name! Ziegen sichte ich nicht, dafür ein paar Schafe, die gemütlich grasen und dabei den Ausblick auf die Achalm genießen.
Der HW5-Weg schlängelt sich im Zickzack durch den Wald bergauf. Ich bin froh, dass ich den steilen Abschnitt im Schatten zurücklegen kann. 173 Höhenmeter wollen bezwungen werden. Doch die Mühe lohnt sich: Die Wanne ist eine herrliche Hochwiese und beschert weite Blicke zum Schönbergturm und in die Ebene.
Ich komme am „Fritz Boley-Denkmal“ vorbei. Der Weg führt jetzt als kleiner Trampelpfad über die Wiese. Normalerweise ist die Wegmarke des HW5 am Baum angebracht, hier befindet sie sich auf einem Betonquader im Gras. Das muss ich doch gleich mal fotografieren.
Nachdem die Wiese durchquert ist, führt der Weg wieder in den Wald hinein und bergauf, aber nicht mehr ganz so steil wie vorher. Bis zum Schönbergturm ist es nicht mehr weit.
Lange Unterhose mit Aussicht
Der Schönbergturm auf 793 Metern Höhe ist ein ganz besonderer Aussichtsturm. Er ist nicht aus Holz, sondern aus Beton und leuchtend weiß verputzt. Am besten stellst du ihn dir wie eine lange weiße Feinripp-Unterhose vor. Das eine Bein ist der Turm mit dem Treppen-Aufgang, das andere der Abgang und der Schritt ist die Aussichtskanzel. Diese witzige Doppelkonstruktion in Weiß bescherte ihm im Volksmund den Namen „Pfullinger Onderhos“. Der Turm ist über 100 Jahre alt und wird vom schwäbischen Albverein gepflegt und bewirtet. Normalerweise zahlst du 50 Cent Eintritt, doch weil an diesem Sonntag „Tag des offenen Denkmals“ ist, ist die Besichtigung des Turms kostenlos.
112 Stufen führen hinauf. Die Aussicht ist in alle Richtungen phänomenal. Ich entdecke die Zwischenebene Wanne und dann weiter unten Pfullingen und Reutlingen. Rechts davon die Achalm und links das Käpfle. Richtung Südwesten zeichnet sich die malerische Silhouette der Alb vorm blauen Himmel ab.
Am Fuße des Turms gibts eine große Wiese und einen schattigen Rastplatz mit Bänken und einer großen Grillstelle. Heute ist ganz schön viel los und die Ehrenamtlichen des Albvereins verkaufen fleißig Kaffee und Kuchen. Der Kiosk ist meist an Sonn- und Feiertagen offen. Dann wird die Fahne des Albvereins gehisst.
Über den Wackerstein zur Nebelhöhle
Ich halte mich nicht lange auf, sondern gehe gleich weiter. Bis zur Nebelhöhle sei es noch eine gute Stunde, hat mir der nette Herr vom Albverein gesagt. Mein Akku am Handy ist leer und leider habe ich den Ersatzakku vergessen. Deshalb gibts vom nächsten Wegabschnitt keine Fotos. Das ärgert mich besonders am Wackerstein. Denn der Felsen ist sehr markant und der Ausblick überwältigend. Mit 826 Metern ist er auch der höchste Punkt der Wanderung. Übers Naturschutzgebiet Won erreiche ich die Nebelhöhle. Bei der netten Maultaschenwirtin kehre ich ein, lade mein Smartphone auf und warte auf den Bus.
Zurück nach Reutlingen mit dem 555-Bus
Um zwanzig vor sechs kommt der Bus 555. Es ist ein wunderschöner roter Oldtimerbus mit großen Panoramafenstern. Er bringt mich in einer knappen halben Stunde zurück nach Reutlingen.
Mein Fazit für den Tag:
Das war eine kurze, aber sehr schöne Wanderung. Die steilen Anstiege sind schweißtreibend, doch der Weg ist abwechslungsreich und beschert phänomenale Aussichten. Unterwegs gibts schöne Rastplätze und Grillstellen. Kurios ist der Aussichtsturm, der einer Unterhose gleicht. Mit meinem Tageswerk bin ich zufrieden, habe ich jetzt doch die Lücke „Albaufstieg“ geschlossen. Am kommenden Wochenende kann ich mit Ralph auf der Albhochfläche weiterwandern.
Gut zu wissen:
Am Wanderparkplatz Landesziegenweide beginnt übrigens auch der 9,4 km lange Rundweg „hochgehtürmt“. Doch der nimmt nicht den direkten steilen Anstieg, sondern verläuft über den Wackerstein bis zum Schönbergturm.
Das könnte dich auch interessieren – weitere Beiträge zum Wanderprojekt HW5
„Ich geh wandern“ – Tag 12 auf dem HW 5 – Von der Nebelhöhle bis Schloss Lichtenstein
Es folgt:
„Ich geh wandern“ – Tag 14 auf dem HW 5 – Über den Sternberg von Engstingen nach Gomadingen