HW 5 – Tag 30: Die Zieletappe zum Schwarzen Grat

Die letzten Kilometer des Fernwanderwegs stehen an. Hinter dem Kloster Rimpach geht es steil bergauf und dann über den Bergrücken der Adelegg bis zum Schwarzen Grat! Ralph und ich starten getrennt, meistern das letzte Stück zum Ziel aber gemeinsam! Wir werden mit einem grandiosen Rundum-Blick belohnt und sind glücklich!

HW 5
26. September | Tag 30
13 Kilometer
sonnig
24 Grad

Diese Etappe startet eigentlich im Tal am Kloster Rimpach und führt zunächst das Auental hinauf nach Friesenhofen-Ellmeney. Aber ich gebe es gerne zu, die ersten beiden Kilometer auf der Straße schenke ich mir und lasse mich von meinem Mann bis zum Waldrand fahren. Dort endet die Teerstraße und geht in einen breiten Forstweg über. Während ich auf dem Waldweg bergauf schreite fährt Ralph zurück und über die B12 nach Wengen und zur Wenger Egg-Alpe unterhalb des Schwarzen Grats. Er wandert mir von dort entgegen. Und dieses Mal klappt das auch!

Durch den Wald bergauf

Ich bin froh, dass Ralph das erste Stück nicht mitwandert, denn für ihn wäre dieser Anstieg definitiv zu anstrengend gewesen. Die Strecke zieht sich. Doch oben angekommen breitet sich vor mir die ganze Spätsommer-Pracht der Berg-Alpe aus.

Spätsommermorgen auf der Hochweide

Die Sonne zaubert die letzten Tauflecken von der Wiese,  Glocken- und Flockenblumen blühen um die Wette und am Wegesrand duftet es nach Kamille. Diese Wanderung am Morgen ist einfach nur herrlich.

Beim ersten Gehöft grasen Rinder auf der Weide. Das wundert mich, war ich vergangenen Samstag doch beim Almabtrieb. Es sind wohl ein paar oben geblieben. Ein grüner Jeep fährt an mir vorbei. Zur Erinnerung mache ich schnell ein Foto. Das scheint dem Förster nicht zu gefallen, denn auf dem Rückweg hält er an und fragt misstrauisch nach, warum ich sein Auto fotografiert habe. Ich kann ihn beruhigen, und wir führen ein nettes Gespräch über Wölfe und Weidewirtschaft. Aber, so versichert er mir, hier oben hätte er noch keinen gesichtet. In der Adelegg sei Rotwild beheimatet und an den steilen Hängen der Tobel auch Gämse.

Von der Adelegg zum Sinai

Auf dem Bergrücken wechseln sich bewaldete und offene Abschnitte ab. Und immer wieder gibt es schöne Ausblicke.  Als ich mich einer Lichtung nähere, höre ich klassische Musik. Sie kommt aus einem Smartphone, das dort auf einer Rastbank liegt und gehört einem Mann, der andächtig lauscht. Er bemerkt mein Kommen und erzählt mir, dass er oft hier oben sei und den Ort mit genieße. Ich erfahre, dass er lange in Isny in einer Klinik gearbeitet und in Rohrdorf im Forsthaus gewohnt hat. Seit der Coronazeit verbringt er das halbe Jahr im Sinai in Ägypten bei den Berberfamilien.

Das finde ich spannend und erzähle ihm von meinen Weltreiseplänen. Vielleicht schaue ich ja vorbei, wenn ich unterwegs bin.

Zengelers Kapelle und Schletter Alpe

Bis zur Zengelers Kapelle ist es nicht mehr weit, und immer mehr Fahrradfahrer überholen mich. Dieser Streckenabschnitt scheint bei den Mountainbikern sehr beliebt zu sein. Die Kapelle erinnert an die Zengelers Alpe, die in den 50er Jahren abgerissen wurde. Auch der Blick hinein lohnt sich. Auf und ab geht es am Hohkopf vorbei bis zur Schletter Alpe. Doch kurz vorher treffe ich auf Ralph.

Abhängen auf der Schletteralpe

An der Schletteralpe legen wir eine Ruhepause ein und erzählen uns gegenseitig, wie es uns ergangen ist. Eine halbe Stunde hängen wir hier ab, denn es ist ein schöner Picknickplatz mit „Himmelsgucker“-Bänken, Schutzhütte und Hängematten am historischen Sennerei-Standort „Schletteralpe“ kurz vor dem Schwarzen Grat.

Turm in Sicht – Ziel erreicht – was für ein Panorama!

Und dann geht es auf zum Endspurt zum schwarzen Grat. Mit 1.118 Metern ist er der höchste Punkt Württembergs und seit über 100 Jahren ein begehrtes Wanderziel. Bereits 1878 wurde der erste Aussichtsturm errichtet.

156 Stufen führen auf die heutige Aussichtsplattform. Mein Mann winkt erst einmal ab, aber dann nehmen wir die Stufen zum hölzernen Aussichtsturm hinauf doch noch in Angriff.

Der Rundblick vom 28 Meter hohen Aussichtsturm auf dem Schwarzen Grat ist grandios: Nördlich das württembergische Allgäu, westlich Bodensee und Säntis, südlich die Allgäuer und Lechtaler Alpen und östlich die Werdenfelser Berge mit der Zugspitze. Wir unterhalten uns mit zwei Wanderinnen aus der Weil der Stadt und machen gegenseitig Fotos.

Das haben wir uns jetzt verdient!

Und danach gönnen wir uns ein ausgiebiges Vesper auf der Wenger Egg Alpe. Die befindet sich zwar schon in Bayern, geschmeckt hat es trotzdem sehr gut!

 

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