Oh, wie schön – Kloster Maulbronn

Kerzenscheinführung und Spaziergang ums Zisterzienserkloster bis zum Tiefen See

Das Zisterzienserkloster Maulbronn ist UNESCO-Welterbe. Zu Recht, wie ich finde. Besonders im Winter – wenn es etwas ruhiger ist – erschließt sich dir die Schönheit und Größe der Anlage besonders. Neulich habe ich an einer Führung teilgenommen, bei der du nicht so viel siehst, aber ganz viel Stimmung mitnimmst. Außerdem gibt es einen Rundwanderweg MB 5 ums Kloster.

Eine ganz besondere Führung bei Kerzenschein.

Wenn es Nacht wird im Kloster…

Kloster Maulbronn ist UNESCO Weltkulturerbe, weil es eine der besterhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen nördlich der Alpen ist.

Wie war das Leben der Mönche im Kloster Maulbronn, als es noch keinen Strom und keine Heizung gab? Hast du dich das auch schon einmal gefragt? Nun, nach dieser Führung würde ich sagen: „Ziemlich einfach und schlicht und im Winter sehr kalt.“ So langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Ich spüre die Holzbank, schau in die flackernden Kerzen und lausche den gregorianischen Gesängen. „Jahrhundertelang saßen in diesen Bänken die Laienbrüder des Zisterzienserordens und hörten so wie Sie, die Herrenmönche auf der anderen Seite singen“, erklärt uns die Klosterführerin. „Das Leben der Laienbrüder war strikt von den Mönchen getrennt, auch in der Kirche.“

Die Zisterzienser gründeten Mitte des 12. Jahrhunderts das Kloster und prägten über 400 Jahre den Ort Maulbronn mit ihrem Leben und Wirken.

Nach dem Leitspruch „Ora et labora“ widmeten sich die Herrenmönche hauptsächlich den Gebeten und religiösen Studien, während die Laienbrüder auch dafür sorgten, dass es genug zu essen und zu trinken gab und sich der Orden selbst versorgen konnte. Es entstand im Laufe der Jahrhunderte eine richtige Klosterstadt mit Teichanlagen und Wirtschaftsgebäuden, deren Herz die Kirche ist.

Auf dem Rundgang tauchen wir ein in dieses einfache klösterliche Leben im Mittelalter. 300 Kerzen beleuchten das Innere der gotischen Klosterkirche und die Klausur, den Wohn- und Lebensraum der Mönche. Da es im ganzen Kloster nur einen einzigen beheizbaren Raum gab, war der Alltag der Mönche besonders in den Wintermonaten voller Entbehrungen. Und ziemlich kalt. Eine gute Stunde dauert diese besondere Führung bei Kerzenschein. Wir nehmen viel Atmosphäre mit und so manche Anekdote, die sich rund ums Kloster rankt. Sö hören wir im ehemaligen Speisesaal die Legende über Bruder Jakob, der die Maultaschen erfunden haben soll und erfahren die Geschichte um den Namen des Elfinger Weins.

Als wir uns wieder dem Ausgang nähern, schneit es. Und wir Teilnehmer sind froh, dass wir uns im Anschluss an die Führung bei Glühwein aufwärmen können. Ob das die Mönche wohl auch machten?

Termine Kerzenscheinführungen:

Samstag, 21. Januar 2023
Samstag, 28. Januar 2023
Samstag, 4. Februar 2023
Samstag, 11. Februar 2023

jeweils um 17 Uhr und 18.30 Uhr.

Und dann wieder ab 3. November 2023 Infos: www.kloster-maulbronn.de

1566 endete die katholische Tradition von Kloster Maulbronn. Im Zuge der Reformation richteten die Herzöge von Württemberg in Maulbronn eine Klosterschule ein, die 1807 in ein evangelisch theologisches Seminar umgewandelt wurde und heute noch besteht. Zu dessen berühmtesten Schülern zählen Johannes Kepler, Friedrich Hölderlin und Hermann Hesse.

Hermann Hesse und Maulbronn

Spaziergang ums Kloster bis zum Tiefen See

Obwohl Hermann Hesse als 14-Jähriger Internatsschüler nur wenige Monate im „Evangelischen Seminar Maulbronn“ verbrachte, prägten seinen Erfahrungen sein literarisches Werk bis zum Lebensende. Direkt verarbeitete er seine Erlebnisse in „Unterm Rad“. Das Kloster hat einen großen Auftritt in „Narziss und Goldmund“ und die spezielle, württembergische Tradition der Klosterschulen kehrt im „Glasperlenspiel“ wieder.

Begleite mich auf diesem Rundgang ums kloster. Ich zitiere Hermann Hesse aus seinen Briefen und dem Werk „Unterm Rad“.

„Im Nordwesten des Landes liegt zwischen waldigen Hügeln und kleinen stillen Seen das große Zisterzienserkloster Maulbronn. Weitläufig, fest und wohl erhalten stehen die schönen alten Bauten und wären ein verlockender Wohnsitz, denn sie sind prächtig, von innen und außen, und sind in den Jahrhunderten mit ihrer ruhig schönen, grünen Umgebung innig zusammengewachsen. Wer das Kloster besuchen will, tritt durch ein malerisches, die hohe Mauer öffnendes Tor auf einen weiten und sehr stillen Platz.“ (Hesse, Hermann: Unterm Rad. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1970, 13. Aufl., S. 53).

Das Zisterzienserkloster Maulbronn

Die Vorhalle der Klosterkirche, auch Paradies genannt, ist ein Meisterwerk. Es zählt zu den schönsten Räumen der Frühgotik und zu den bedeutendsten architektonischen Zeugnissen in Maulbronn.

„Ein Brunnen läuft dort, und es stehen alte ernste Bäume da und zu beiden Seiten alte steinerne und feste Häuser und im Hintergrunde die Stirnseite der Hauptkirche mit einer spätromanischen Vorhalle, Paradies genannt, von einer graziösen, entzückenden Schönheit ohnegleichen. Auf dem mächtigen Dach der Kirche reitet ein nadelspitzes, humoristisches Türmchen, von dem man nicht begreift, wie es eine Glocke tragen soll. Der unversehrte Kreuzgang, selber ein schönes Werk, enthält als Kleinod, eine köstliche Brunnenkapelle; das Herrenrefektorium mit kräftig edlem Kreuzgewölbe, weiter Oratorium, Parlatorium, Laienrefektorium, Abtwohnung und zwei Kirchen schließen sich massig aneinander. Malerische Mauern, Erker, Tore, Gärtchen, eine Mühle, Wohnhäuser umkränzen behaglich und heiter die wuchtigen alten Bauwerke. Der weite Vorplatz liegt still und leer und spielt im Schlaf mit dem Schatten seiner Bäume…“  (Hesse, Hermann: Unterm Rad. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1970, 13. Aufl., S. 53).

Der Tiefe See

Fleisch war den Zisterziensern verboten, Fisch erlaubt. Sie legten ein einzigartiges Teichsystem an.

„Ein andrer Platz ist am ‚tiefen See‘. Dieser, nur von kleinen Hügeln umgeben, ist wie ein Spiegel. (…)
Bei schwachem Wind zuckt es blitzartig über den See und kleine Wellen schlagen flammenartig herauf.“  (Hesse, Hermann: Brief im Herbst 1891 an seine Eltern)

Der Schafhof

Der Schafhof ist der ehemalige Wirtschaftshof des Klosters. Er liegt nur wenige hundert Meter östlich von der Zisterzienserabtei entfernt auf dem Plateau eines klösterlichen Steinbruchs. Im Mittelalter avancierten die Zisterzienser zu den wichtigsten Wollproduzenten Europas.

Herman Hesse war  1891/92 Seminarist im Kloster Maulbronn. Im Schafhof erinnert eine Büste daran.

Heute beherbergt der Hof ein Heimatmuseum und ist Heimat der „10 Maulbronner Köpfe“, den Büsten bekannter ehemaliger Klosterschüler, darunter Hermann Hesse, Johannes Kepler und Friedrich Hölderlin.

Der Rundweg MB 5

Ob mit den Worten von Hesse, oder einfach so – ein Spaziergang ums Kloster ist immer wunderschön. Bei der Rundwanderung MB 5  erlebst du, wie weitläufig und einzigartig die Klosteranlage ist. 

Der Spazierweg führt vom Friedhof einmal oben entlang durch den Wald bis zum Tiefen See, umrundet ihn und führt unten direkt an der Klostermauer zurück zum Friedhof. Schöne Einblicke hast du von der Klostermauer in den Hof. Es lohnt, vom Tiefen See die Heilbronner Straße hinunter bis zum Schafhof weiterzugehen. Der ehemalige Fischteich der Zisterzienser-Mönche lädt zum Baden und Boot fahren ein.

Start Parkplatz am Alten Friedhof/Skulpturenweg
Ende Parkplatz am Alten Friedhof/Skulpturenweg
Stationen Kloster Maulbronn, Badesee Tiefer See auch sehenswert: Schafhof
Länge 1,9  bis 2,5 km (mit Schafhof)
Schwierigkeit leicht
Top: Klosteranlage UNESCO Weltkulturerbe
Einkehrmöglichkeiten Klosterschmiede
Klosterkatz
Kiosk am Badesee Tiefer See
Sonstiges Klosterhof und Paradies sind frei zugänglich. Das Kloster ist im Winter Die-So und feiertags von 10 bis 16.30 Uhr geöffnet. Im Sommer täglich von 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr.

Es gibt weitere schöne Wanderwege in die Weinberge und zu den Klosterseen.

Anreise: An Sonn- und Feiertagen mit dem „Freizeitexpress Kloster Maulbronn“ : umsteigefrei von Tübingen, Horb, Calw, Pforzheim nach Maulbronn; von Stuttgart und Ludwigsburg mit einmaligem Umstieg.

Infos Kloster Maulbronn
Land der 1.000 Hügel – Kraichgau-Stromberg Tourismus

Besuchst du auch so gerne Klosteranlagen?  Schreib mir, ich freue mich auf deine Kommentare.

In der Nähe und auch schön:
Die Wengertschützenrunde bei Sternenfels

SH5 – am Heiligenbergsee im Naturpark Stromberg-Heuchelberg

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