Unterwegs in der Normandie – D5 von der Seine bis an die Alabasterküste

D5 im Département Seine-Maritime: Von Duclair bis Petites-Dalles

D5 Normandie
Duclair – Yvetot – Ourville-en-Caux – Sassetot-le-Mauconduit (Château) – Petites-Dalles
Länge: 52 km
Land: Frankreich, Département Seine-Maritime

Folge mir in die Normandie! Diese Route départementale D5 endet im Meer. Genauer gesagt am Strand von Les Petites-Dalles, einem kleinen Seebad in der Haute-Normandie. Hier nahm Kaiserin Sissi von Österreich ihre Seebäder, und die Impressionisten bannten die imposante Steilküste auf Leinwände. Die Landstraße D5 beginnt im Seine-Tal, 50 Kilometer südlich. Dazwischen liegt eine abwechslungsreiche Route, die durch fruchtbares Land im Département Seine-Maritime führt.

Petites-Dalles an der Steilküste

Der winzige Ort Les Petites-Dalles ist typisch für die Alabasterküste in der Normandie: Er liegt in einem Taleinschnitt, umrahmt von hohen Steilklippen. Eine Hauptstraße führt direkt zum Meer hinunter. Ein paar Villen im Stil der Bäderarchitektur der Belle Époque säumen die Straße. Die Häuser aus Ziegeln mit zierlichen Holzverkleidungen erinnern mich mit ihren Mustern an filigrane Lasercut-Stanzungen in Spitze und wirken „very British“. Kein Wunder, denn auf der gegenüberliegenden Seite des Ärmelkanals liegt Brighton.

Wenn das Meer bei Ebbe weit zurückweicht und die Felsplatten mit Seetang offenlegt, riecht es überall intensiv nach Algen, Salz und ein bisschen nach Fisch. Rechts und links rahmen steile Klippen den kleinen Kiesstrand ein, und alles flimmert in diesem besonderen Licht, das schon die Impressionisten begeisterte.

Viel gibt es nicht in Les Petites-Dalles: kein Café, kein Restaurant! Nur ein kleiner Eiswagen versorgt die Badegäste am Strand mit Erfrischungen. Es sind die Klippen und das Meer, die würzige Luft und das immer wechselnde Farbenspiel, das die Künstler und Adligen im 19. Jahrhundert faszinierte und heute die Touristen begeistert. Genau diesen Felsen, vor dem ich jetzt stehe, hat Claude Monet 1880 auf der Leinwand verewigt. Die Normandie ist die Wiege des Impressionismus.

Côte d‘ Albâtre in der Normandie

Die alabasterfarbenen Kreidefelsen sind das Wahrzeichen der Küste und haben ihr den Namen gegeben. Die Côte d‘ Albâtre zieht sich über 120 Kilometer von Dieppe bis Le Havre. Bekannte Seebäder entlang der Küste sind Fécamp und L‘ Étretat.

Sogar im Hochsommer Ende Juli/Anfang August sind die Strände hier nicht überlaufen. Ich bin froh, dass ich meine Badeschuhe dabei habe, denn es gibt keinen Sand; der Strand besteht aus großen und kleinen Kieselsteinen. Ich setze mich hin und lausche dem Meer. Bei jeder Wellenbewegung rollen die Kieselsteine und erzeugen ein besonderes Geräusch, das mal sanft und beruhigend, mal grollend und düster klingt.

Auf Kaiserin Sissi’s Spuren in der Normandie

Im Jahr 1875 besuchte Kaiserin Elisabeth von Österreich den Badeort Les Petites Dalles und genoss die würzige, reine Seeluft. Sie logierte  zwei Kilometer landeinwärts in einem herrschaftlichen Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert. Das „Sissi-Schloss“ steht inmitten eines schönen großen Parks und beherbergt heute ein Hotel, in dem du stilvoll übernachten kannst. In Les Petites-Dalles kannst du auf den Spuren von Sissy wandern. Die Route ist sieben Kilometer lang und führt vom Schloss bis ans Meer und hoch auf die Klippen.

Mein Roadtrip beginnt in Duclair an der Seine

Szenenwechsel, zurück zum Start! Mein kleiner Ausflug auf der D5 begann im Tal der Seine, rund 50 Kilometer landeinwärts in Duclair, nahe Rouen. Hier mäandert die Seine träge in weiten Schleifen ihrer Mündung bei Le Havre entgegen. Die weißen Kalkfelsen am Ufer erinnern an die Kreidefelsen der Küste. Eine Fähre verbindet das kleine Städtchen mit dem gegenüberliegenden Ufer.

An der Uferpromenade erzählen Infotafeln die Geschichte der Duclair-Ente. Diese spezielle Rasse mit blauschwarzem Gefieder und weißer Brust wird auf der linken Seite der Seine gezüchtet. Die Bauersfrauen brachten sie früher in Weidenkörben mit kleinen Booten nach Duclair. Bei der Überfahrt starben regelmäßig Enten, sodass ein Koch eigens für sie ein Rezept kreierte. So entstand die Spezialität „Canard à la rouennaise“.

Mein Tipp: Von der Brasserie du Bac kannst du das Anlegen und Treiben auf der Fähre gut beobachten.

Viel Land und Landwirtschaft zwischen Küste und Seine

Zwischen Duclair und der normannischen Küste liegt viel fruchtbares Land, das von Bauern bewirtschaftet wird. Ich erlebte einen der letzten Erntetage im August! Mähdrescher drehten Runde um Runde auf den Feldern, mähten und droschen Weizen und Roggen. Rundballen aus Stroh warteten auf ihren Abtransport.

Ehrlich, auf der schmalen D5 waren an diesem Tag mehr Traktoren und Mähdrescher unterwegs als Autos.

Die Farmhäuser der Bauern nennen sich hier „clos“. Sie liegen zurückgesetzt, haben je nach Größe eine kürzere oder längere Auffahrt (oft eine Allee) und sind von Hecken und Weiden eingefasst.

Parlez-vous 🇫🇷 ?
les falaises – die Klippen
manoir, clos – Herrenhaus, eingefriedeter Bauernhof

Normandie wie aus dem Bilderbuch mit Fachwerkhäusern und Hortensien

Dort, wo kein Getreide wächst, weiden Kühe auf saftigen grünen Wiesen und produzieren die Milch, aus der der berühmte Camembert und die herrliche Butter gewonnen werden. Hortensien blühen verschwenderisch und wachsen zu mannshohen Hecken heran, die uralte, verwinkelte Fachwerkhäuser schmücken.

Der einzige größere Ort auf der Strecke: Yvetot

Der einzige größere Ort auf der Strecke ist Yvetot. Das Städtchen liegt nahe der Autobahn (A29), hat 10.000 Einwohner und bietet die Infrastruktur, die das Umland im Alltag benötigt: Krankenhäuser, Schulen, Supermärkte und ein bisschen Industrie.

Mein persönliches Resümee

Eine abwechslungsreiche Autofahrt, durch eine hügelige Landschaft mit vielen Bauernhöfen, Feldern und Wiesen. Starte am besten an der Seine und fahre nach Norden zur atemberaubenden Steilküste, dann eroberst du den Landstrich so, wie es die Impressionisten einst machten.

Praktische Info:

Hinkommen?
Ab Paris über die A13 bis Rouen,  ca.  2,5 Stunden bis Duclair.
Die reine Fahrtzeit auf der D5 von Duclair bis Les Petites-Dalles beträgt eine Stunde.

Wo übernachten?
„Standesgemäß“ im Chateau Sissi in Sassetot-le-Mauconduit (2km landeinwärts von Les-Petites- Dalles) oder charmant unterwegs in der L‘ Auberge du Val au Cesne an der D5 in Croix-Mare.

Mein liebster Campingplatz an der Alabasterküste liegt auf den Klippen bei Yport.

Was essen und trinken?
An der Küste Austern und Muscheln, im Landesinnern Ente à la rouannaise, Salzlämmer oder in Calvados marinierter Rinderbraten. Zum Abschluss: Crepes  Und natürlich die berühmten drei C der Normandie: Cidre, Camembert und Calvados.
Nur einen Katzensprung von der D5 entfernt befindet sich der Bauernhof der 5 Brüder, die den einzigen Camembert des Département Seine-Maritime herstellen. Der Hof kann von April bis September besichtigt werden.

Gefällt dir dieser Ausflug?

Für einen D5-Abstecher ist immer Zeit!

Frankreich hat 96 Départements und nahezu in jedem gibt es eine D5. Wenn immer ich eine finde, folge ich ihr. Hier findest du weitere Roadtrips, die dich zu Landausflügen und bezaubernden Umwegen auf dem Weg zum Urlaubsziel einladen:

Weitere Roadtrips

Landpartie ins Elsass – von der Fähre auf die D5

Melancholischer Norden – D5 im Pas de Calais 

D5 im Département Ardèche: Beeindruckende Landschaft

Wo die Provence wild und ruhig ist – D5 im Vaucluse

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert