D5 bei Arras
Beaurains – Croisilles – Lagnicourt-Marcel – Hermies – Havrincourt
Länge: 30 km
Land: Frankreich, Département Pas-de-Calais
Diese D5 im Norden Frankreichs ist still. Ja, besonders still und melancholisch. Calais und die Küste sind 100 Kilometer entfernt, bis Paris sind es auch noch über zwei Stunden Autofahrt. Mitten im Land der Sch’tis beginnt diese D5 südlich von Arras in Beaurains. Die Landschaft ist nicht besonders aufregend, nicht besonders hübsch oder gar spektakulär. Dafür aber umso geschichtsträchtiger, denn hier fanden im Ersten Weltkrieg furchtbare Schlachten statt.
Soldatenfriedhöfe säumen die Straße
Gleich hinter Baurains verwandelt sich die D5 in eine wunderschöne Allee, die kerzengerade auf den nächsten Ort zusteuert. Kurz vor Neuville-Vitasse liegt rechter Hand der Militärfriedhof London Cemetery. Er ist relativ klein und beschaulich. Nachhaltig beeindruckt hat mich das „Gästebuch“, das in einer Mauernische liegt und fleißig genutzt wird. Viele Nachkommen von gefallenen Soldaten haben ihre Gedanken darin niedergeschrieben. Die Gegend um Arras war einer der Hauptkampfschauplätze des Ersten Weltkriegs, sie zählt zur sogenannten Westfront. Monatelange Stellungskriege haben schweren Verwüstungen verursacht. An allen Fronten sind viele Soldaten gefallen.
Im Zickzack durch Frankreichs Norden
Hinter Croiselles liegt ein wunderschöner Abschnitt der D5. Kleine Hügel, ein sanftes Auf und Ab, die Straße läuft etwas versetzt wie im Zick-Zack-Kurs. Es ist Ende August, das Getreide ist abgeerntet und die ersten Äcker schon wieder umgepflügt. Dunst und Melancholie liegen über der Landschaft und verbreiten ihren ganz eigenen Reiz.
Eine kleine Kuriosität: Hinter Lagnicourt Marcel wird aus der D5 plötzlich die D34. Warum? Wir überqueren hier die Départementsgrenze und sind jetzt im Département Nord. Der Ort Doignies folgt und schon sind wir wieder im Département Pas-de-Calais und steuern – wieder auf der D5 – Hermies an.
Cambrais ist nicht mehr weit. Die vielen Soldatenfriedhöfe sind stumme Zeitzeugen der Schlacht um Cambrais. In Hermies machen wir Halt, schauen uns die kleine Kirche Notre-Dame an. Ihre Rotunde ist auffällig, von außen und innen.
Danach essen wir in einem typisch französischen Bar/Restaurant. Das „Restaurant de la Place“ macht nicht viel her, es gibt eine Bar mit allen erdenklichen Spirituosen, ein paar Tische und Stühle, ein Spielautomat. Das wars, draußen an der Straße sitzen ein paar Männer, rauchen und genießen ihren Mittagspause. Das Essen ist gut, keine Touristen weit und breit.
Canal du Nord
Gestärkt machen wir uns an die letzte Etappe. Überqueren auf einer schmalen Eisenbrücke den Canal du Nord.
Die D5 endet am Kreisel vor dem Schloss Havrincourt
Parlez-vous 🇫🇷 ?
tombes de guerre – Kriegsgräber
cimetière militaire – Soldatenfriedhof
Und dann endet die D5 am Kreisel in Havrincourt. Es sind nur ein paar Schritte bis zum Schloss, doch der Zutritt wird einem verwehr1: Acces inderdit steht auf dem Schild. Auch bei Google ist nicht viel über das Schloss zu finden, wahrscheinlich ist es in Privatbesitz. Ich stoße auf einige Einträge aus Kriegstagebüchern aus dem Ersten Weltkrieg: „Schloss Havrincourt zerstört, Brücke am Kanal zerstört…“ oder „12. September 1918: Cambrai – Schlacht um die Hindenburg-Linie beginnt: Die Schlacht von Havrincourt wird auf einem 8 km breiten Abschnitt durch 6 Divisionen von Byngs britischer Dritten Armee gewonnen..“ Am Zaun vor dem Schloss gibt es auch eine Infotafel über die Schlacht.
In Havrincourt endet unser kleiner Ausflug auf der Landstraße D5. Nur 30 Kilometer ist die D5 lang, doch unermesslich groß das Leid, dass die Menschen rechts und links der D5 im Ersten Weltkrieg erleidet haben. Zählt die Gegend doch zur „Zone Rouge“ .
[Als Zone rouge (deutsch „Rote Zone“) werden in Frankreich die Gebiete bezeichnet, in denen sich die Hauptkampfzonen des Ersten Weltkrieges befanden. Dort fanden die großen Material- und Abnutzungsschlachten statt. Zum Teil wurden diese Gebiete vollständig verwüstet und die Landschaft glich nach dem Krieg einer Mondlandschaft, die von Granattrichtern und Schützengräben durchzogen war. Noch heute ist das Betreten dieser Gegenden teilweise gefährlich, da sich noch viele Munitions- und Giftgasreste im Boden befinden. Quelle: Wikipedia]
Wo liegt diese D5 im Département Pas-de-Calais genau?
Wir sind von Calais bzw. der Côte d‘ Opale gekommen und dann weiter über die A1 und A2 bis nach Paris gefahren. Von Havrincourt ist es nicht weit bis Cambrai. Die Städte Arras und Cambrai sind auf jeden Fall einen Besuch wert.
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