Unterwegs im Piemont: Die SP5 Mondovi – Cuneo am Fuße der Seealpen

Diese italienische Provinzstraße mit der Nummer 5 beginnt kurz hinter Mondovi und führt durch charmante Orte bis nach Cuneo. Sie verläuft im südwestlichen Zipfel des Piemonts und während der Fahrt hast du immer die Seealpen im Blick.

SP5: Strada Provinciale 5
Mondovi – Roccaforte – Chiusa di Pesio –  Peveragno – Cuneo
Länge: 31 km
Land: Italien, Piemont

„Du spinnst, fährst hundert Kilometer zurück um eine Provinzstraße zu fahren“, mein Mann schüttelt den Kopf und versteht mich nicht. Die Szene spielt sich auf einem Campingplatz an der ligurischen Küste nahe Savonna ab, und ehrlich gesagt, ich verstehe es auch nicht, aber da gibt es diesen inneren Drang. Kennt du das? Eine Idee setzt sich fest und lässt dich nicht mehr los? Meine Idee heißt Strada Provinciale SP 5 von Mondovi nach Cuneo. Und weil es auf dem Hinweg nicht geklappt hat, opfere ich gerne dafür einen Strandtag.

Mondovi

Am späten Vormittag mache mich auf den Weg von der Küste zurück ins Piemont. Mondovi liegt auf einem Hügel und ist schon von der Autobahnabfahrt zu sehen. Ich fahre unter dem Eisenbahnviadukt hindurch und am Kreisverkehr links Richtung Zentrum. Es ist Mittag, heiß, und die Straßen sind leer gefegt. Nur hier und da sitzen ein paar Einheimische beim Essen. Hunger habe ich noch nicht, aber ein kleines Eis geht immer – mit dem in der Hand schlendere ich durch die Gassen. Sie sind mit bunten Girlanden geschmückt: Hähne in allen Farben schaukeln an den Seilen, die gefallen mir.

Ich schaue mir die Barockfassade der Peter und Paul-Kirche an und gelange schließlich zur Standseilbahn Funicolare. Weil ich mich nicht gleich zu Beginn verzetteln möchte, verzichte ich auf die Fahrt. Ein Fehler, wie ich später feststelle. Die Seilbahn verbindet die Unterstadt mit der Oberstadt, der wahren Altstadt. Dort befindet sich auch ein Keramikmuseum. Denn Mondovi ist bekannt für seine Keramik und „il gallo“ – der Hahn – sein berühmtestes Motiv. Das begegnet mir noch einmal zum Schluss des Ausflugs auf der Kaffeetasse in Cuneo.

Durchs italienische Voralpenland

Doch ich habe ja einen Auftrag: Die SP5 zu finden, das ist ein bisschen wie Geocaching. Erst hinter dem Ort stoße ich auf das erste Straßenschild. Ich folge der SP5 über Villanova nach Roccaforte, das ich erst einmal links liegen lasse und mir für den Rückweg aufhebe. Kurz darauf kann man einen Abstecher nach Lurisia zum Thermalbad und Skigebiet  machen. Die SP5 selbst führt nicht in die Berge, sondern bleibt immer am Rand der Seealpen. Bei klarem Wetter genießt du einen herrlichen Blick aufs Bergpanorama.

Barock-Kirchen, Laubengänge und bemalte Fassaden

Der höchste Punkt der Strecke ist der Colle del Mortè mit 711 Metern. Oben auf dem Pass steht ein unscheinbares Haus, doch lass dich nicht abschrecken, es ist eine hochgelobte Trattoria (Trattoria Cacciatori), bei der ich beim nächsten Mal unbedingt einkehren möchte. Die Google-Rezensionen versprechen „exzellente piemontesische Küche zu sehr fairen Preisen“. Als nächster Ort folgt Chiusa di Pesio. Eine geschichtsträchtige Ortschaft im Pesio-Tal mit dem Kartäuserkloster Santa Maria zehn Kilometer weiter südlich. Mir gefallen die schmiedeeisernen Balkone und so langsam bekomme ich einen Blick für die Besonderheiten der piemontesischen Bauweise.

Bunte Fassaden, Wandmalereien und Laubengänge sind typisch für die Gegend. So auch in Peveragno. Die Wandmalereien haben oft religiöse Motive, es gibt aber auch Illusionsmalereien, die Elemente an der Fassade vorgaukeln, die es gar nicht gibt und wieder andere Gemälde zeigen Situationen aus dem Dorfalltag oder aus dem Handwerk.

Cuneo – Provinzhauptstadt im Piemont

Hinter Peveragno wendet sich die Straße von den Bergen ab und führt in die Ebene. Die SP5 endet im Vorort Spinetta. Jetzt ist es nicht mehr weit bis ins Zentrum von Cuneo. Dort überrascht mich erst einmal dieser immens große und weite Platz. Die Piazza Galimberti ist 24000 m² groß, solche Ausmaße und solch eine Symmetrie hätte ich in Paris aber nicht hier erwartet. Auf der Piazza wird mir auch klar, warum das Land Piemont, „zu Füßen der Berge“, heißt: Vor mir liegen die Altstadt und die Ebene und hinter meinem Rücken bauen sich die Alpen wie eine Wand auf.

Den Platz und die angrenzenden Gassen säumen Arkaden. Die Bogengänge „Portici“ dienten im Mittelalter als Munitionslager und Pferdeställe, heute beherbergen sie Bars, Cafés und Geschäfte.  Ich bin begeistert:  Cuneo entpuppt sich als Einkaufs- und Schlemmerparadies. Pasticceria, Gelatteria, Osteria – das sind italienische Zauberworte, die in Cuneo im besten Sinne wahr werden. Mir gefallen die holzvertäfelten Ladenfronten. Alles strahlt Geschichte, Stil und Würde aus. Ich genieße meinen Cappuccino und die leckeren Cuneesi, mit Rumcreme gefüllte Schokoladenkugeln. Ja und dann werde ich noch mal im Lederwarengeschäft schwach – diese Farben, dieser Geruch, ich hätte gleich drei Handtaschen kaufen können… Die Zeit vergeht wie im Fluge und mein Entschluss steht fest: Cuneo, ich komme wieder! Und ich bin mir sicher, dass meinem Mann diese Stadt auch gefallen wird.

Mein Fazit

Der Südwesten des Piemonts ist unbedingt eine Reise wert. Wenn du das nächste Mal auf der Autostrada E 717 Richtung Savonna oder Turin unterwegs bist, mach doch einen Zwischenstopp in Mondovi, nein nicht (nur) wegen des Outletshops. Die schöne Landschaft und (Ess-) Kultur dieser Region wird dich bezaubern.

Wo genau liegt diese SP 5 ? Blick auf die Karte:

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