Wandern auf der Nat’Our Route 5 bei Vianden im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet. Der Aufstieg auf die Eifelhöhen wird mit einer tollen Aussicht belohnt.
Das Wetter ist herrlich an diesem Karfreitag. Jean-Luc und ich sind mit meinem Bruder und seiner Familie zum Wandern verabredet. Wir starten am Parkplatz an der Ourtal-Sperre oberhalb von Vianden. Zunächst führt der Weg die Uferpromenade entlang bis zum luxemburgischen Ort Bivels. Auf einer Infotafel lesen wir, dass der deutsch-luxemburgische Grenzfluss Our Anfang der 60er-Jahre zum See aufgestaut wurde und viele Häuser und die Kirche erst platt gemacht und dann wieder aufgebaut wurden. Der Ourtal-Stausee ist Teil des Pumpspeicherwerks Vianden, das zur Stromerzeugung genutzt wird. Es ist das größte seiner Art in Europa.
Die Kinder klappern – Ostern naht
Nat’Our Route 5: 12,5 Km – 4,5 h – schwer – 460 m bergauf – 470 m bergab – Abkürzung möglich.
Es ist Mittagszeit. In der Ferne hören wir Kinder klappern. Auch in Luxemburg scheint der Osterbrauch des Klapperns bekannt zu sein. Der Legende nach sind über die Kartage „die Kirchglocken nach Rom geflogen“. Von Gründonnerstag bis Karsamstag ersetzen deshalb die Kinder mit ihren Rätschen und Klappern das Glockengeläut. Morgens, mittags und abends wandern sie durch den Ort, zum Abschluss bekommen sie am Karsamstagabend von den Dorfbewohnern bunte Eier und Schokolade geschenkt.
Burgruine Falkenstein
In Bivels nehmen wir den Fußgänger-Steg über den Stausee und gelangen auf die deutsche Seite. Unser Weg führt durch einen lichten Buchenwald den Berg hinauf. Mit jedem Schritt in die Höhe wird der See kleiner. Ich sehe links unten am Ufer noch einen Angler, der geduldig auf seinen Karfreitagsfisch wartet. Nach einer halben Stunde erreichen wir das erste Etappenziel: Die Burgruine Falkenstein thront auf einem Bergfels hoch über der Ourtalschleife. Das Burgtor ist leider verschlossen, aber auch der Platz vorm Tor ist wunderschön und romantisch. Wir gönnen uns eine kurze Pause.
Steil den Berg hinauf
Dann wird es richtig anstrengend. Aus dem Weg wird ein Pfad, zwischen Felsen und Ginsterbüschen schlängelt er sich steil den Berg hinauf. Die Erde ist staubtrocken und steinig. In der Mittagshitze bei diesem gleißenden Licht wähnt man sich eher in den kargen Höhen der Ardeche, als in der Südeifel. Ich schwitze und schnaufe und merke, dass ich nach der langen Winterruhe noch ziemlich untrainiert bin. Mir dämmert, warum die Wanderung als „anspruchsvoll“ deklariert ist.
Schließlich sind wir oben und werden bei herrlichem Sonnenschein mit einem 1a-Panoramablick über das Our-Tal belohnt. Ringsum erwacht die Natur aus dem Winterschlaf. Der Weißdorn und die wilden Kirschbäume blühen um die Wette und beim Ginster öffnen sich die ersten Blüten. Die Farbpalette reicht von Schiefergrau über strahlendes Weiß, helles und dunkles Grün bis hin zu einem zarten Gelb. Schmetterlinge flattern und Bienen summen. Der Stausee liegt weit unten, die Burg Falkenstein entdecken wir auf halber Höhe.
Dem Himmel ganz nah auf der Nat’Our Route 5 bei Vianden
Der nächste Abschnitt verläuft auf der Höhe. Es geht nur noch leicht auf und ab. Wir nähern uns em Ort Bauler. Am Horizont über dem Rapsfeld blitzen die ersten Häuser auf. Doch wir wandern nicht in den Ort hinein, sondern bleiben unterhalb. Auf einer Wiese nehmen die Kühe ein erstes Sonnenbad und genießen die Aussicht. Hier oben bist du dem Himmel sehr nah.
Kletterpartie über den Lätgesberg
Besonders spannend ist dann der Abstieg über den Lätgesberg. Der Weg verläuft jetzt direkt an der Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg und wird deshalb auch als Grenzsteig bezeichnet. Es ist kein richtiger Klettersteig, aber wir bewegen uns immer oben an der Felskante und zu beiden Seiten fällt der Berg steil ab. Der Pfad ist mit einem Geländer gesichert und für uns gut machbar.
Unten angekommen verläuft der Wanderweg an einem kleinen Bach entlang und einer Grillstelle vorbei bis zur Brücke, die über den Stausee führt.
Charmantes Vianden
Wir haben die Wahl: weiter wandern bis Vianden oder zurück zum Auto. Wir entscheiden uns für Letzteres und fahren bis Vianden. Dort machen wir noch einen kurzen Stopp, bummeln durch die Gassen und genießen zum Abschluss ein Eis am Ufer der Our.
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Fazit Nat’Our Route 5
Diese Rundtour trägt zurecht das Wandersiegel „Premiumweg“. Du bewegst dich vorwiegend auf kleinen Pfaden und Felswegen, die Natur ist sehr abwechslungsreich und es gibt tolle Ausblicke. Die Wandertour ist anspruchsvoll, weil es immer wieder Aufstiege gibt, aber keine Angst, man kann abkürzen (so wie wir es gemacht haben) und/oder in Vianden den Sessellift zum Schloss nehmen, damit erspart man sich den letzten Aufstieg.
Vianden ist ein charmantes Städtchen, das mit Bistros und Cafés zum Verweilen einlädt. Kulturinteressierte können das Schloss Vianden und das Victor Hugo Haus besuchen, Technikfans werden von einer Besichtigung des Pumpspeicherwerks begeistert sein.
Strecke 12,5 km | Gehzeit 4,5 Std. | 567 Höhenmeter | anspruchsvoll
Hinkommen: Mit dem Auto in 34 Minuten ab Bitburg, mit dem Bus Linie 180 in 40 Minuten. Infos: VRT Verkehrsverbund Trier
Nat’Our Route 5 bei Vianden – Streckeninfo
Start | Friedhof Vianden oder Parkplatz hinter der Staumauer | ||
Ende | Friedhof Vianden oder Parkplatz hinter der Staumauer | ||
Stationen | Bivels, Schloss Falkenstein, Klettersteig Lätgesberg, Vianden, Schloss Vianden | ||
Länge | 12,5 km | ||
Schwierigkeit | anspruchsvolle Halbtageswanderung, Dauer 4:30 h, festes Schuhwerk für die Passage am Lätgesberg | ||
Top: | grandiose Aussichten, Klettersteig ähnliche Passage am Lätgesberg, Stadt Vianden mit Schloss | ||
Einkehr | Cafés und Restaurants in Vianden, Grillmöglichkeit | ||
Sonstiges | Premiumwanderweg, kostenlose Besichtigung des nahegelegenen Pumspeicherwerks möglich, Sessellift zum Schloss Vianden; Spezialitäten der Region: Ardenner Schinken und Nusslikör; 2023 feiert der NaturWanderPark delux 10-jähriges Jubiläum mit besonderen Wanderungen: 8. Oktober 2023 Nusswanderung auf der Nat‘ Our Route 5 | ||
Infos | Naturwanderpark delux |
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